Der Rasierer meines Vaters - Rasurgeräte unserer Eltern

[Rockabillyhelge]

Denke ich an meine Kindheit und meine ersten Rasurabenteuer, so denke ich zwangsläufig an einen kleinen Gegenstand dessen Nutzung mir zwar nicht von meinem
Vater beigebracht wurde, der mich jedoch auf eine einzigartige Art und Weise mit ihmm verbindet, seinen 1978er Adjustable 
Was dieser Rasierer in seinem Leben aushalten musste geht wohl auf keine Kuhhaut, zweifelsohne fand er sich in den ersten Jahren auch in der Nutzung wieder für
welche er gedacht war, bis er (bedingt durch die Arbeitszeiten meines Vaters) einem Braun Elektrorasierer weichen musste und ersteinmal jahrelang in der Schublade
verschwand.
Bis, ja bis ein kleiner Junge, ich schätze es war im Kindergartenalter, sich zunehmend für Schubladen und Baugeräte zu interessieren begann und mit einem Butterfly
gleichermaßen eine hervorragenden Zweischalengreifer fand welcher in den kommenden Jahren einen festen Platz im Sandkastenrepertoire sowie zum Sortieren von
Legosteinen fand. Denke ich daran zurück erscheint es mir nur umso erstaunlicher, dass der alles andere als sanft und mit gebührendem Respekt behandelte Hobel
bis heute kein mal geölt werden musste oder Beschädigungen aufweist, so prangt das "Made in USA" zurecht mit Stolz auf der Unterseite und repräsentiert in Sachen
Industriedesign eine Qualität von der man heute in vielen Fällen nur träumen kann.
Aber auch der kleine Junge reift heran und wurde der erste Flaum auf der Oberlippe noch mit Stolz getragen (was ich heute alles, aber sich nicht mehr nachvollziehen
kann) so wurde das Thema Rasur auf einmal zum Thema und der Adjustable zur Option, zu einer blutigen Option da mir weder die Regulation, noch der Druck noch 7
irgendetwas bekannt oder bewusst war. So endeten die ersten Gehversuche auch schnell, nachdem meine Eltern mir einen Remington Elektrorasierer schenkten, ob aus
Überzeugung oder aus Mitleid ob meines verschnitzten Gesichtes werde ich wohl nicht mehr ergründen können, Fakt ist, bis ca. zum 20. Lebensjahr war die Nassrasur
passé.
Dann kam mein erster Systemie welcher auch heute noch mein quasi einziger ist und immer da bleiben wird solange es dafür Klingen gibt, der Wilkinson Quattro, mit dem
hat es auch nass geklappt, otimal nicht immer weswegen ich irgendwann ja auch hier gelandet bin 
In der Zwischenzeit kamen viele und gingen viele, Messer, Hobel und andere Dinge die zur Rasur taugten und stets war er da, dieser schwarze Adjustable mit den blutigen
Erinnerungen bis, ja bis ich vor nicht allzulanger Zeit bei meinen Eltern war und mich beschwerte keine Zeit zum Rasieren gefunden zu haben, worauf meine Mutter (eigentlich
nur logisch) entgegnete was mir denn im Weg stünde? Also fix ins Bad, Rasierschaum aufgelegt und da kein anderer Hobel da war den Adjustable bestückt und losgelegt.
Vielleicht ist es manchmal gut wenn man sich nichts denkt und einfach loslegt, sich auf das was ist konzentriert und nicht auf das was war, was auf jedenfall dabei herauskam
war eine nahezug perfekte Rasur worauf ich den Hobel erstmal ins heimische Badezimmer mitnahm und seitdem fast hauptsächlich genutzt habe.
Ich weis nicht ob was dran ist, dass einem Schuhe die stets zu groß schienen irgendwann passen oder es einen Punkt gibt an dem man selbst zu jemandem geworden ist der
man tief im Inneren schon stets war aber irgendwann einfach ist, beim Hobel meines Vaters bin ich auf jeden Fall glücklich, dass er mir inzwischen "passt" und dass er nunmehr
mich begleitet wie er einmal meinen Vater begleitet hat 

Habt ihr auch einen Hobel als zweite oder vielleicht dritte Generation? Wenn ja, was ist seine Geschichte, wie seid ihr dazu gekommen? Ich würde mich freuen wenn ich nicht
der einzige mit einer schönen Geschichte wäre 

[Wili]

Tolle Story, toller Hobel.

[Tim Buktu]

An die Nassrasierer meines Vaters, sollte er jemals welche benutzt haben, kann ich mich nicht mehr erinnern. meinen Jugendjahren hatte er immer einen Braun Sixtant 6006. Geerbt habe ich von ihm dann einen Philishave. Keine Ahnung wie sich der genau nennt. Gaaaaaanz selten ziehe ich den auch raus und versuche mal wieder eine Elektrorasur. Nix für mich, aber weil er eine Erinnerung an ihn ist bleibt er bei mir.
Irgendwann vor zig Jahren hab ich ihm mal einen Progress zum Geburtstag geschenkt. Allzu oft kam den nicht zu Einsatz, aber gelegentlich wohl doch. Denn bei der letzten Verwendung, als es schon im Sterben lag, wollte er nochmal nass rasiert werden und ich hab die Rasur mit dem Progress vorgenommen. Ich hab ihn damals mächtig verunstaltet. Es war auch sehr schwer, sein abgemagertes Gesicht sauber zu rasieren. Beschwert hat er sich nicht, aber noch blöde Witze über meine Rasurkunst gemacht.  Seinen Humor hat er bis zuletzt nicht verloren.

[MRetro]

Mein Bruder wohnt im Haus unserer Eltern und Großeltern.

Letzte Woche hatte er mich damit überrascht, dass er mir ein Rasiermesser in die Hand gedrückt hat, das er im Keller beim Aufräumen gefunden hatte. Ein Anruf bei meiner Mutter ergab, dass es noch von meinem Großvater/ ihrem Vater sein muss.

Leider ist es in einem bedauernswerten Zustand: stark verrostet und auch ein Riss in der Klinge.
Dennoch habe ich es mitgenommen und wollte später einmal schauen, dass ich es ein bisschen aufgehübscht bekomme und dann stelle ich es in meine Rasur-Vitrine. Es ist ein Zwilling-Messer:

[Tim Buktu]

Wenn es aus der Familie wäre, würde ich das natürlich auch aufbewahren. Schade, dass es einen Riss hat.

[MRetro]

Wenn es aus der Familie wäre, würde ich das natürlich auch aufbewahren. Schade, dass es einen Riss hat.

Ja, in Natura war der Riss im ersten Moment gar nicht sofort zu erkennen. Da hatte ich mich schon echt gefreut, in mir zum Rasieren fertig machen zu können. 

[Rockabillyhelge]

Es bleibt ein tolles Erinnerungsstück