Barbe Bleue DEvette Rasierer

[bananajoe]

Ich möchte euch, wie versprochen, nun ein paar Eindrücke von diesem doch sehr auffälligen Rasierer schildern, der vor knapp 2 Wochen in mein Haus flatterte.







Ich bin eher durch Zufall, beim Stöbern in der US Bucht, auf diesen Rasierer gestoßen. Aufgefallen ist er mir nicht nur wegen seines furchteinflößenden Erscheinungsbildes, nein, ich habe mich auch sofort an einige Gespräche mit Freunden aus dem türkischsprachigen Rasurforum erinnert. So haben sie mir berichtet, dass ihre Großväter und Väter gerne die Grundplatte beim Zusammenschrauben Ihres Hobels wegließen, da die Rasur so gründlicher und somit nachhaltiger war.

Nun denn, vielleicht hat sich ja auch mein Großvater in seinem trakischen Dörfchen damals so rasiert. Warum soll ich das nicht auch mal versuchen. Somit war der Kauf schnell beschlossene Sache. Mit knapp 50 Euro bestimmt kein billiger Spaß, aber ich war in Experimentierlaune und der Sofort-Kauf Button war somit schnell gedrückt.

Geliefert wird der Rasierer in einem einfachen schwarzen Karton. Neben dem sehr wertigen und schweren Ständer lagen dem kleinen Päckchen noch ein Lederetui und 10 Astra Superior Klingen bei.

Was mir sofort auffiel, war der extrem lange Griff. Bereits beim ersten Anblick wusste ich, dass wir beide keine Freunde werden würden. Alles was länger als 9 cm ist finde ich bei Griffen unhandlich.



Mit großer Erfurcht habe ich dann die erste Rasur durchgeführt. Die herausstehende Klinge bereitet einem schon ein wenig Kopfschmerzen.
Umso überraschter war ich, eine im Grunde sanfte Rasur erlebt zu haben. Selbstverständlich bin ich sehr vorsichtig vorgegangen. Fehler darf man sich mit diesem Teil keine erlauben. Dennoch muss ich ehrlich gestehen: Der Barbe Bleue ist weit weniger blutrünstig als man beim ersten Anblick vermuten würde.
Die Rasur war sehr, sehr gründlich. Ein ähnliche Gründlichkeit erreichte ich zuvor eigentlich nur mit dem R41. Wenn ich mich aber an meine erste Rasur mit dem R41 erinnere......(meine Frau hatte mich damals gefragt, wie lange ich mich denn noch "klassisch" rasieren könnte, wenn ich jedesmal soviel Blut verlieren würde :-D)

Eine kleine Umstellung ist im Vergleich zum herkömmlichen DE Rasierer die Einstellung des Rasurwinkels. Ich brauche definitiv noch ein paar Durchgänge zum üben und bin mir dann ziemlich sicher, die Rasur sogar noch weiter zu optimieren. Es haben übrigens 2 Durchgänge völlig gereicht. Einen Dritten wollte ich meiner Haut nicht zumuten, wäre aber auch unnötig gewesen, da der Babypopo einem bereits nach 2 Durchgängen im Spiegel anlacht.

Also: Alles in allem ein Hobel, den man haben kann, aber nicht haben muss. Experimentierfreudige Rasuristi wie saafespatz könnte ich einen Kauf zutrauen.

Im Internet wurde das gute Stück aufgrund der Verarbeitungsqualität stark kritisiert. Ich muss sagen, dass ich bei meinem Exemplar kein Grund für Beanstandungen habe. Vielleicht hatten die anderen auch einfach nur zu große Angst  

[titanus]

Danke für den Bericht!
Der sieht aber wirklich gefährlich aus, BananaJoe.   

Grüße

titanus

[MudShark]

Schön geschrieben und ebenso bebildert!

Theoretisch kann man also all seine Hobel so präparieren, indem man die Schaumkanten oder Zahnleisten absägt?
Wenn mir mal einer gar nicht mehr gefallen sollte, könnte man ja mal so ein Experiment wagen.

"...dass ihre Großväter und Väter gerne die Grundplatte beim Zusammenschrauben Ihres Hobels wegließen, da die Rasur so gründlicher und somit nachhaltiger war."

Aber ganz ohne Grundplatte? Flattert da die Klinge nicht völlig ungebremst vor sich hin?

[saafespatz]

Nicht, dass ich schon nach einem BB gesucht hätte

Im amerikanischen Amazon gibt es sogar ein Modell XB. Das scheint eine Art Hybrid zu sein, eine Seite normal und eine wie bei Deiner Devette. Kann aber auch ne optische Täuschung sein...

Die Firma baut übrigens auch normale Hobel. Schade nur, dass sie nicht nach D verschicken, sonst hätte ich schon bestellt.

Ja, ohne Unterplatte ist es sicherlich nicht so stabil. Es drückt ja quasi nur das Rund des Griffs die Klinge an den Deckel, bei der Devette wird wenigstens über die komplette Klingenlänge die, wenn auch schmale Unterplatte, an die Klinge und diese an den Deckel angedrückt.

[Standlinie]

Der neue Hobel besteht aus "Stainless Steel", wäre also damit den geforderten Preis wert.

Für gewisse Selbstversuche mit einem Normalhobel kann man sich eine kleine Grundplatte auch selber bauen. Dazu schneidet man einfach von drei alten Rasierklingen die Schneiden ab und sorgt dafür, das die Restklingen alle danach nahezu gleich breit sind. Diese Plättchen schiebt man auf die Gewindeschraube der Kopfplatte des Hobels und schraubt dann den Griff drauf. Fertig. Dann der Rasurversuch. Ist bestimmt so aufregend wie das Duschen nur mit kaltem Wasser. Da muss man sich erst dran gewöhnen, danach kann man davon süchtig werden. Abenteuer Nassrasur eben.   

[bananajoe]

Aber ganz ohne Grundplatte? Flattert da die Klinge nicht völlig ungebremst vor sich hin?

War auch mein Gedanke, aber es scheint wohl tatsächlich zu funktionieren. Der Barbe Bleue reicht mir aber in jedem Fall so wier er ist um mir meinen Adrenalinkick zu holen...

[karsten]

Die mir vorliegende Barbe Bleue DEvette ist verarbeitungstechnisch grottenschlecht und
entspricht der Qualtität sowjetischer Metallverarbeitungsbetriebe kurz nach dem Ende
des II.WK und deckt sich mit dem Urteil von Christopher David Bailey (Traditional Shaving
Evangelist).



Das hochwertigste ist der schwere Ständer und noch mit Abstrichen der (hohle) Griff.
Die Bodenplatte mit den darin befindlichen Löchern erinnert an eine Schülerarbeit im
Fach Werkunterricht.
Die Stifte in der Deckplatte sind schief. Das Wechseln der Klinge ist ein Geduldsspiel,
da die Deckplatte unter Spannung mit der Grundplatte verbunden ist.



Dies dürfte auch der Grund für die deutliche Preissenkung auf 50 $ sein.

Über die rasurtechnischen Qualitäten kann ich bisher keine Aussagen machen, da ich mich mit der DEvette
noch nicht rasiert habe. 
 
   

[Mr.X]

Ich habe vor einiger Zeit bei einem chinesischen Technachbau (Baili) die Schaumkante mit dem Dremel abgeschliffen. Da Messing verchromt, ging das sehr gut. Man kann sich so sehr gut rasieren, muß aber höllisch aufpassen.

[karsten]

Bereits gestern trat ein was ich befürchtet hatte: beim "Trainieren" des Klingenwechsels bei festsitzender
Bodenplatte zog ich mir eine kleine Schnittverletzung am Finger zu.

Also wurde heute erst einmal mit einer Zange die Schiefstellung der Stifte so behoben, dass die Boden-
platte sich nun leichter von der Kopfplatte lösen läßt.

Doch nun zur Rasur: Auch ich ging mit gehöriger Vorsicht an den 1. Durchgang und hatte nach diesem
bereits die 1.Rückmeldung meiner Haut. Ein leichtes Brennen machte sich bemerkbar und erinnerte mich
an meine ersten Versuche mit dem R41 und ließ mich nichts Gutes ahnen. Jedoch leistete die vorzügliche
Shaver Heaven einen tollen Job, so daß ich meiner Haut aus Macht der Gewohnheit auch einen 3.Durchgang
zutraute.
Auch ich hatte, bis auf meine üblichen Problemzonen seitlicher Halsbereich, eine babypoglatte Haut ohne
übermäßige Reizungen. Das AS brannte nur minimal. Trotz der miesen Verarbeitungsqualität ein für meine
Hautverhältnisse und Rasurerfahrung sehr gutes Ergebnis.     

   
 

[saafespatz]

Angeregt durch diesen Strang habe ich mir die Hybrid-Version der DEvette schicken lassen. Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: Symmetrisch ist anders, aber seht selbst.



















Trotzdem ist eine Rasur durchaus möglich. Allerdings hätte ich mir für den Preis mehr erwartet.... schade, Barbe bleue.

[Lord Vader]

In Schwarz sieht der Hobel richtig toll aus. Die Klinge auf Freigang ist aber so aus der Ferne betrachtet mehr als gewöhnungsbedürftig. Sieht irgendwie sehr furchteinflößend aus. Ich glaube, ich würde mir das Teil nicht bestellen, zumal das Glücksspiel mit der Verarbeitungsqualität ebenfalls nicht meinen Vorstellungen entspricht.

[Blutwurscht]

ja, ein Geodreieck kennt der Hersteller offensichtlich nicht...
Da würd ich die Klinge ja fast lieber zwischen zwei Finger nehmen und frei Hand rasieren 

[saafespatz]

Wie auch von bananajoe beschrieben, man kann sich tatsächlich damit rasieren !

Man muss allerdings aufpassen.

Optisch gefiel mir das Teil auch sehr gut, leider hatte ich ihn schon bestellt, bevor karsten seine Fotos reingestellt hatte. Das hätte meine Entscheidung aber nicht beeinflusst, nur dachte ich, man kann ja auch mal Glück haben

Die Klinge hat aber fast Torsionsform, wenn man die geschlossene Seite ansieht....

Aber, wie gesagt, die Rasur funktioniert.

Einen Sicherheitshinweis möchte ich allerdings noch dalassen:

Ich rasiere mich mit fast allem, am liebsten mit direkten Rasierern. Denn: Meine Haut ist sehr widerstandsfähig geworden und verzeiht mir vieles, auch den Roedter 1909, den ich als den aggressivsten Rasierer einstufe. Noch vor knappen drei Jahren hätte ich einen Old Type als aggressiv bezeichnet. Mittlerweile ist das mein sanftester Rasierer, den ich habe.

Deswegen, bevor Ihr anfangt, Eure Merkur 45 abzufeilen oder den Wilkinson Classic zu malträtieren, damit er so aussieht wie die DEvette: Seid vorsichtig...

Wer es dennoch probieren möchte: Günstiger ist es tatsächlich, sich einen WC zu holen und ihn zu modifizieren. Das Einzige, was man an der DEvette verwenden kann, ist der Griff.... dummerweise stehe ich persönlich eher auf kürzere und dickere Griffe....