Messerrasur etwas ernüchternd

Begonnen von EGOmicha, 12. Januar 2012, 16:53:05

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EGOmicha

Hallo an die Freunde der gepflegten Nassrasur.

Vor Kurzem habe ich hier im MH ein Rasirmesser (ein Custom Seraphin 7/8 von Fynn) gekauft und gleich noch einen Streichriemen dazu.
Schon seit einem Jahr benutze ich eine eine Shavette und komme damit auch sehr gut zurecht. Die Rasuren sind so wie ich es mir vorstelle.
Jetzt wollte ich den nächsten Schritt und den Umstieg auf ein Messer.
Und jetzt kommt mein Problem. Die Rasur verläuft eher ernüchternd und entspricht so gar nicht meinen Vorstellungen.
Beim ersten Durchgang zieb und hackt es doch erheblich. Ich bekomme zwar mein Barthaar ab, aber eben nicht flüssig. Beim zweiten Durchgang (auch mit dem Strich) flutscht es wesentlich besser. Klar am Hals bin ich vorsichtig und unter der Nase geht gar nicht. Das liegt aber eher am breiten Messer und einer schlechten Erfahrung.
Nach diesem Durchgang ist es relativ ordentlich und sauber rasiert.
Wenn ich die Rasur von Shavette und Messer miteinander vergleiche, dann muss ich sagen die Shavette macht mehr Spaß und es läuft einfach.
Ich habe das Messer rasurscharf erhalten und auch nach dem Ledern besteht es den Haartest auf Anhieb. Von daher will ich ein unscharfes Messer ausschließen. Den Rasurwinkel habe ich ich auch geändern.

Was ich jetzt hören möchte?!
Erfahrungen von Umsteigern und Usern mit ähnlichen "Problemen".
Vielleicht mache ich mir zu viel Gedanken, aber ich will bei der Messerrasur bleiben. Vielleicht habe ich für den Anfang auch nur das falsche Messer gewählt.

Danke und Gruß Micha
Haben ist besser als brauchen!

franz

Mir geht es ähnlich:
Ich hatte auch Erfahrungen mit der Shavette und war echt überrascht wie gut alles von der Hand ging. Selbst das AS brannte kein Stück. Jetzt bin ich über zum Messer, weil ich da halt schon immer mal hin wollte.
Im direkten Vergleich empfinde ich (bisher!) die Shavette auch als sanfter und netter, was ich jedoch noch nicht als Meinung in den Raum stellen will, da ich zwar schon - zu meinem Erstaunen - komplett ohne Blutverlust und auch sonst sehr gut zurechtkomme ... aber im Nenner ein Anfänger bin. Ich denke, dass die Sache schon noch sanfter werden wird. Inzwischen schaut es bei mir auch so aus. Die ersten Rasuren waren gruselig, aber jetzt geht es immer sanfter von der Hand.
Ich denke man kann auch das Rasurgefühl der Shavette nicht mit dem des Messers vergleichen. Es wird wohl ähnliche Züge annehmen, aber gleich? Nee, das glaub ich nicht. Ich würd auf jeden Fall erstmal am Ball bleiben, denn nichtsdestotrotz ist solch Messer schon etwas feines! :)
Ich bleibe auf jeden Fall erstmal dabei und schaue mir die Sache sehr genau an, ehe ich mich entschließe mir dann doch eine Feather Shavette zu holen :D
Mein Messer ist auch von Nils und mit diesem an sich bin ich auch sehr zufrieden!

>> Niveau ist keine Creme & Stil nicht das Ende vom Besen!

.

EGOmicha

Vielleicht für den Einen oder Anderen, der das Messer nicht kennt, ein Bild davon.

Haben ist besser als brauchen!

vsetko

Das ist für mich eine klare Bestätigung meiner langjährigen These, dass nämlich industriell hergestellte Wegwerfklingen schärfer sind, als die schärfsten Rasiermesser, auch wenn diese den Haartest problemlos bestehen.

Viele schreien bei dieser These natürlich auf, weil sie anderer Meinung sind, das ist mir schon klar, meine Erfahrungen lassen mich allerdings nur zu diesem Ergebnis kommen.

EGOmicha

Auf Grund mangelnder Erfahrung mit dem Messer im Allgemeinen, war auch dies meine erste Meinung.
Zumindest konnte ich mir meine Eindrücke bei der Rasur nicht anders erklären.
Haben ist besser als brauchen!

srge01

Ich hatte 2 Rasuren mit dem Messer unmittelbar, bevor Nils es verkauft hat.
Ich kann nur positives berrichten, ich rasiere mich aber auch ausschließlich mit Messern und das schon über Jahre .
Gib dir und dem Messer noch Zeit.
Wenn du nur die shavette gewöhnt bist, so ist auf jeden Fall eine Umgewöhnung von Nöten .
Das Messer rasiert bestens, somit kann es nur am Ledern, oder der mangelnden Technik liegen..
Das wird aber:-)

perteges

Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut .... es braucht schon einiges an Zeit, bis alles zusammenpasst.

Ich selbst hab am Anfang auch des öfteren noch mit dem Hobel "nachgeputzt" - aber mit der Zeit wird das immer weniger notwendig.


Einfach weiter üben.


EGOmicha

Danke schon einmal für eure Antworten und den Mut, den ihr mir macht.
Aufgeben ist nicht!
Haben ist besser als brauchen!

kimeter

#8
Zitat von: vsetko am 12. Januar 2012, 18:02:11
Das ist für mich eine klare Bestätigung meiner langjährigen These, dass nämlich industriell hergestellte Wegwerfklingen schärfer sind, als die schärfsten Rasiermesser, auch wenn diese den Haartest problemlos bestehen.

Viele schreien bei dieser These natürlich auf, weil sie anderer Meinung sind, das ist mir schon klar, meine Erfahrungen lassen mich allerdings nur zu diesem Ergebnis kommen.

Volle Zustimmung,
aber wer behauptet denn sowas? Ich kenne keinen Beitrag hier im Forum wo jemand ernsthaft der Meinung ist ein Rasiermesser ist schärfer wie eine gute Hobelklinge, zb. von Feather oder KAI...

-Andreas

franz

wobei ja schärfer nicht sofort gleich angenehmer ist! Alter Hut, aber Tatsache  dh:

>> Niveau ist keine Creme & Stil nicht das Ende vom Besen!

.

haarscharf

Ich habe zwar keine Erfahrungen mit einer Shavette, rasiere mich aber seit einigen Jahren mit dem Messer. Ich habe (nur) drei Messer aber kann sagen: jedes ist anders. Ich lass die Messer zwar rotieren, habe aber eindeutig mein Lieblingsmesser. Amüsanter Weise ist es ein "Noname-Messer", trägt nur die Aufschrift Silver Steel - mein Mühle- und mein ERN-Messer reichen da nich ran. Will sagen, vielleicht hast du dein Messer noch nicht gefunden. Vielleicht findest du im MH noch das ein oder andere was besser zu dir passt - man muss kein Vermögen dafür ausgeben.
Gruß Christoph

Lord Vader

wenn man an die these glaubt, dass rostträger stahl nicht so scharf werden kann wie karbonstahl, dann muss ein gut geschärftes normales messer eigentlich schärfer sein als eine rasierklinge. in der praxis scheint dieser unterschied - wenn vorhanden - jedoch sehr gering zu sein, so dass er subjektiv kaum messbar ist.

ich glaube, ein gut geschärftes rasiermesser kann direkt nach dem schärfen durchaus die schärfe einer guten rasierklinge erreichen. nach ein paar benutzungen könnte das dann schon anders aussehen: während sich das messer einrasiert, dabei evtl. etwas von der "höchstschärfe" zu gunsten von etwas mehr sanftheit verliert, wird die rasierklinge nach wenigen nutzungen ausgetauscht und ein neues exemplar, das dann wieder nah an der "höchstschärfe" liegt, geht an den start. subjektiv könnte dadurch dann das gefühl aufkommen, rasierklingen sind deutlich schärfer als rasiermesser. dieser unterschied kann evtl. dadurch eingestellt werden, indem ein rasiermesser in sehr kurzen intervallen (z.b. nach 5 oder 10 nutzungen) auch nachgeschärft wird, was man natürlich i.d.r. nicht macht. wenn man aber über ausreichend feine steine verfügt, so werden rasiermesser jedenfalls auch verdammt scharf, so dass sie sich sicherlich nicht hinter einer feather verstecken müssen (kommt natürlich immer auch auf das messer, den verwendeten stahl etc an). andere "normalscharfe" rasierklingen werden meiner meinung nach jedoch übertroffen.

ob auf diesem niveau die schärfe zwischen messer und klinge noch objektiv gemessen werden kann, dürfte fraglich sein, da messer und klinge sich alleine durch ihre bauart und die art des schliffs zu sehr unterscheiden und die subjektiven eindrücke das ergebnis verfälschen. im normalen alltagsbetrieb dürften rasierklingen meiner meinung nach jedenfalls im schnitt schärfer sein als eine gewisse zahl von zufällig ausgewählten rasiermessern aus einem nutzungspool, da sie wie gesagt sozusagen immer frisch geschärft sind. ob das für die sanftheit etc. immer vorteilhaft ist, bleibt jedoch fraglich.

interessant finde ich jedenfalls, dass ein nutzer, der auf der shavette angefangen hat, diese dem rasiermesser überlegen findet. ich habe den anderen weg beschritten und mir fiel der umgang mit der shavette nicht wirklich leicht. im vergleich zu einem rasiermesser verhält sich die shavette meiner meinung nach zu starr und unflexibel, was in verbindung mit der scharfen und uneinrasierten rasierklinge nicht gut ist. bei günstigen shavetten, die normale halbierte hobelklingen verwenden, haben sich die (eigentlich optisch ausreichend gut abgerundeten) ecken beim ansetzen, wenn die klinge nicht penibel genau parallel zur haut aufgesetzt wurde, gerne auch in die selbige gegraben, was mir den spass genommen hat. bei den shavetten mit längeren klingen (ok, kenne nur die feather und kai-klingen in einer selbigen shavette) trat dieses problem bei mir nicht auf, da die ecken der klingen hier scheinbar noch deutlicher abgerundet waren.




Drei

Bei der ersten Rasur ist verständlich, dass nicht alles optimal läuft. Dieser Effekt gilt bei den meisten Hobeln, erst recht fürs Messer. Eine Gewöhnung an Länge, Gewicht und spezifische Eigenart braucht ihre Zeit. Die Gewöhnung an mangelnde Schärfe ist dagegen ein unangenehmer Vorgang.

Ich habe einige Zeit mit dem Messer rasiert bevor ich feststellte, dass ich zum Schärfen nicht genügend Geduld aufbringe. Die Schärf-Spezialisten hier im Forum kitzeln zwar sehr ansehnliche Ergebnisse aus dem Stahl (z.B. Uburoys Bericht über Ansatzcuts), aber jedes Mal einschicken, da geht mir die Autarkie verloren. Die Shavette war für mich geradezu ein Aha-Erlebnis in Bezug auf Schärfe. Einfacher lässt sich ein geschmeidiges Schnittverhalten in fast allen gewünschten Graden, von der Wilkinson- bis zur FAC-Schärfe, nicht mit Geld erwerben.

Zitat von: Lord Vader am 13. Januar 2012, 00:22:17
...nach ein paar benutzungen könnte das dann schon anders aussehen: während sich das messer einrasiert, dabei evtl. etwas von der "höchstschärfe" zu gunsten von etwas mehr sanftheit verliert, wird die rasierklinge nach wenigen nutzungen ausgetauscht und ein neues exemplar, das dann wieder nah an der "höchstschärfe" liegt, geht an den start.
Das von Dir beschriebene Verhalten gilt auch für Wechselklingen. Der erste Zug mit der neun eingelegten Klinge gehört für mich zum schlechtesten ihrer gesamten Laufzeit. Der einzige Unterschied, die Klinge wird nicht geledert, dafür fliegt sie nach 1-2Wochen raus, weit bevor es unangenehm wird.

Zitat von: Lord Vader am 13. Januar 2012, 00:22:17
im vergleich zu einem rasiermesser verhält sich die shavette meiner meinung nach zu starr und unflexibel
Der Flex der Klinge ist scheinbar modellabhängig. Man kann das probieren, wenn man sie mit etwas größerem Überstand einlegt (mit Dittmar und Kai möglich). Auch bei Shavetten kannst Du das Gefühl haben, dass die Klinge sich ans Gesicht ansaugt.

EGOmicha

Guten Morgen Männers,

Ich fasse mal für mich zusammen.
1. Mein Eindruck, dass man sich an sein Messer, seinen Hobel, die Shavette erst gewöhnen muss
2. das diese Eingewöhnung Zeit und Geduld braucht
3. jeder andere Vorteile/Nachteile bei den Rasierutensilien findet und diese für sich nutzt

und zu guter Letzt
4. Rasieren soll SPAß machen und jeder hat und benutzt ein anderes SPAßSETUP


Noch einmal Danke für Eure Antworten.
Haben ist besser als brauchen!

Lord Vader

Genau, es sollte einfach spaß machen, das trifft es genau auf den punkt.

@drei, wenn ich mal wieder ne shavette in die finger bekomme, werde ich das mit dem überstand mal probieren.der von dir beschriebene erste zug kann ich teilweise auch bei hobelklingen beobachten.ist vielleicht nicht ganz so krass, aber bei meinen supermax klingen ist die zweite rasur oft besser als die erste.