Oberflächenveredlung

Begonnen von 64er, 01. August 2011, 20:19:58

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64er

Bin etwas ratlos mit den Oberflächenveredlungen. Fast jede Klinge wirbt mit irgendeiner tollen Beschichtung: Platinveredelt, Kunststoffbeschichtet, Iridium, Teflon, Ceramic, ...
Richtig eindeutig sehen kann ich da nichts. Rosträgen Stahl haben die modernen Klingen fast immer, sollte einem also in einer Woche nicht im Hobel vergammeln.
Alles nur Marketing? Ist eine Beschichtung besser als andere? Fake?
Die Wate ( Edge) müsste ja sowieso unbeschichtet sein. Oder?
Weiß einer was genaues?

Gruß aus Hamburg

uwe9

#1
... soviel ich weiß, dienen die Beschichtungen net, um das Rosten zu verringern/vermeiden, sondern um die Reibung beim Durchtrennen der Barthaare zu verringern/vermeiden. Das sogenannte Rupfen etc. soll also damit verringert/vermieden werden.
Viele Grüße aus der Tabac-Stadt (Stolberg/Rhl.), Uwe :D

Brauer

Meine Empfindung mit den Beschichtungen ist die dass Super Stainless in der Regel eine höhere Anfangsschärfe aufweisen als ihre Platinum, Teflon...... beschichteten Schwestern, also vom selben Hersteller, die kommen anfänglich etwas sanfter daher, die Klinge ist ja im Nanobereich beschichtet (veredelt o)) 64er mit transparentem Material, sehen
kann man dass nicht (zumindest nicht mit bloßem Auge) die Standzeit ist bei Paltinum, Iridium.... usw, nach meiner
Meinung etwas höher. Gleiten tun sie eigentlich zumindest bei mir nicht besser, ist ja auch die Seife für zuständig.

Hotzenplotz

Sind unbeschichtete Klingen nicht seit mindestens 50 Jahren aus gutem Grund vom Markt verschwunden?

Auch "Stainless" oder "Super Stainless" Klingen haben eine Beschichtung, die lediglich etwas weniger großzügig ausfällt als bei den teureren Schwestern, die zusätzlich zu einer Teflonbeschichtung noch eine Platin- oder Chrom-Schicht aufweisen.

Genaueres zur Geschichte der Oberflächenbehandlung speziell bei Rasierklingen würde mich allerdings auch interessieren.

64er

hmm, wenn die Wate (oder Schneidkante oder wie auch immer) etwa einen Mikrometer (1/1000 mm) dick ist, könnte die schon im Nanometerbereich ( noch mal 1/1000 mal dünner) beschichtet sein.
Meine Vermutung ist aber eher das die Ausgangsbleche beschichtet sind, dann wird gestanzt und geschliffen und verpackt. Vielleicht denke ich aber auch zu negativ über Großindustrie.
Rasiermesser schneiden ja auch wunderbar sanft ohne Nanobeschichtung. hmm

infabo

nein 64er, die Klingen werden quasi im letzten Arbeitsschritt beschichtet. Gibt's dazu ein Video von Feintechnik (Croma). Stapel Klingen wird einfach eingetaucht.

Hotzenplotz

Wenn man nicht weiter weiß, kann ein Blick auf Gillette Patente nicht schaden...

"Uncoated razor blades, despite their sharpness, cannot be employed for shaving a dry beard without excessive discomfort and pain, and it is as a practical matter necessary to employ with them a beard-softening agent such as water and/or a shaving cream or soap. The pain and irritation produced by shaving with uncoated blades are due to the excessive force required to draw the cutting edge of the blade through the unsoftened beard hairs, which force is transmitted to the nerves in the skin adjacent the hair follicles from which the beard hairs extend, and, as is well known, the irritation produced by excessive pulling of these hairs may continue for a considerable period of time after the pulling has ceased. Blade coatings were developed to solve these shortcomings.

Granahan et al., U.S. Pat. No. 2,937,976, issued May 24, 1960, describes a "coated" blade which provides a reduction in the force required to cut beard hair. The coating material consists of an organosilicon-containing polymer which is partially cured to a gel which remains adherent to the blade. Although these coated blades met with considerable commercial success, the coatings were not permanent and would wear off relatively quickly.

Fischbein, U.S. Pat. No. 3,071,856, issued Jan. 8, 1963, describes fluorocarbon-coated blades, particularly polytetrafluoroethylene-coated blades. The blades may be coated by (1) placing the blade edge in close proximity to a supply of the fluorocarbon and subsequently heating the blade, (2) spraying blade with a fluorocarbon dispersion, (3) dipping the blade into a fluorocarbon dispersion or (4) by use of electrophoresis. Example 2 shows a blade which is dip-coated with an aqueous colloidal dispersion containing 25% (wt) finely divided solid tetrafluoroethylene polymer (DuPont's Teflon Clear Finish). The resulting blade was later sintered..."


http://www.google.de/patents?pg=PA1&dq=blade+teflon++gillette+patent&ei=OSA3TubWGYPCswbcuRE&ct=result&id=0hgdAAAAEBAJ#v=onepage&q=blade%20teflon%20%20gillette%20patent&f=false

saxog

Zitat von: 64er am 01. August 2011, 22:29:09
hmm, wenn die Wate (oder Schneidkante oder wie auch immer) etwa einen Mikrometer (1/1000 mm) dick ist, könnte die schon im Nanometerbereich ( noch mal 1/1000 mal dünner) beschichtet sein.

Also ich haber vor einiger Zeit ein altes (so um die 70er Jahre schätze ich) Video über Gillette gesehen, da wurde behauptet, Gillette würde dessen Rasierklingenschneidkantendicke in Milionen-milimeterbereich berechnen, in sogenannten Amstrongs, mit Angabe dessen Dicke beträge 300/1.000.000 mm, was eine Dicke von 3/10.000 mm betragen würde. Kann natürlich auch Quatsch gewesen sein, wäre aber schon interessant zu wissen, wie Dick eine Rasierklingenschneidkante  tatsächlich ist.



Elbe

Zitat von: saxog am 02. August 2011, 14:17:50
in sogenannten Amstrongs

Vermutlich war Ångstrøm gemeint.

64er

Dr Verhoeven gibt, wenn ich das richtig gesehen habe, auch eine Dicke von 0,35 - 0,45 Mikrometer ( 3/10.000 mm) für Gillette an.


http://mse.iastate.edu/fileadmin/www.mse.iastate.edu/static/files/verhoeven/KnifeShExps.pdf

64er

hier habe ich eben mal ein wenig zum Thema Teflonbeschichtungen gelesen.
http://www.impreglon.de/impreglon/front_content.php?changelang=26

nessuno

Ångstrøm  = Längeneinheit.

64er

hier noch mal ein Gillette Patent zu Platinium hardened
http://www.google.de/patents?id=9z40AAAAEBAJ&pg=PA2&dq=platinum+hardened+gillette+patent&hl=en&ei=YCA4ToPgGIPXsgbNlqUn&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCcQ6AEwAA#v=onepage&q=platinum%20hardened%20gillette%20patent&f=false

Also ist die Schneidkante zum Teil mehrfach beschichtet mit dem Ziel den Komfort, Reinigung und die Standzeit zu erhöhen.
Nebenbei ergibt sich ein schöner Marketingeffekt. Inovation und Unterscheidung von anderen Produkten.
Die Verwirrung legt sich.

Hotzenplotz

Faszinierend, wie viel Forschungsaufwand in einem banalen Produkt wie einer Rasierklinge steckt. Was tut man nicht alles, um sich unliebsame Konkurrenten vom Leib zu halten...

infabo

Stainless-Klingen sind meines Wissen nach lediglich mit Teflon beschichtet. Unbeschichtete Klingen gibt es sowieso nicht.
Dies dient dazu um Irritationen der Haut zu vermeiden/lindern bzw. damit die Klinge leichter gleitet.

Um aber die Standzeit einer Klinge zu erhöhen, beschichtet man die Schneide noch mit einer Legierung aus einem Edelmetall (z.B. Platinum, Iridium) und einem härtendenden Metall (z.B. Chrom, Titan). Das Edelmetall dient als Korrosionsschutz.

Ich nehme also an, dass Platinum-Klingen nicht bloß platinbeschichtet sind, sondern mindestens noch Chrom begemischt haben.
CROMA Klingen sind beispielsweise Teflon/Chrom beschichtet.

So, das wiederum unterstützt die Einschätzung einiger Mitglieder hier im Forum, dass Stainless-Klingen eine höhere Anfangssschärfe aufweisen (die aber nach 1 oder 2 Rasuren sowieso nachlässt) als z.B. die Chrom oder Platinum Varianten. Dafür punkten die hochwertiger beschichteten Klingen mit einer höheren Standzeit.