No-Name-Hobel

Begonnen von apollon, 29. Juli 2011, 21:13:41

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apollon

Hallo,

ich habe einen mir unbekannten Hobel erworben, nun wollte ich in Erfahrung bringen, ob jemand vielleicht mehr dazu weiß. Ich vermute, es könnte sich um einen DDR-Hobel handeln...

Ein paar Bilder:






A.

henning

Warum vermutest du das? Die waren eigentlich sehr oft aus Aluminium pur, oder gemischt mit Kunststoffteilen.

Ciao

apollon

Weil ich den Hobel in einem Set zusammen mit ein paar alten Klingen – Sonnal-Extra 0,10 mm; FTE Start 0,08 mm; Gold-Stern rot 0,10 mm und ERFA Chromstahl – erworben habe. Bei letzerer zumindest handelt es sich um Klingen aus DDR-Produktion (VEB Ernst Thälmann).

Hier weitere Bilder:



Im linken Aufbewahrungsbehälter ist der Seifenstick, im rechten ein Pinsel mit Bakelit-Griff – mit der Prägung D.R.P. an der Unterseite (Deutsches-Reich-Patent).
Auf den Behältern findet sich das Rotbart / Mond-Extra - Logo.

Ich denke allerdings nicht, dass es sich um einen Rotbart-Hobel handelt, denn dann müsste auf dem Rasierer selbst eine Angabe vorzufinden sein. Ich ging beim Kauf und gehe immer noch davon aus, dass es sich um ein Rotbart-Set handelt, bei dem der Hobel durch einen aus DDR-Produktion oder handelsüblichen 1904er ersetzt wurde. Aber natürlich kann ich mich auch täuschen; hat ja glücklicherweise nicht viel gekostet.


A.

henning

Nein, das muß nicht sein. Nicht alle Markenhobel waren auch gemarkt. Es gab auch Hobel die kopiert wurden, oder die Konfektionsware waren und für verschiedene Marken hergestellt wurden.
Man muß sich dabei auch nochmal verdeutlichen, daß es sich damals weder um ein Sammel- noch um ein Kunstwerke handelte, sondern um einen ordinären Rasierapparat, einen Haushaltsgegenstand, einen Hygieneartikel. Genau wie ein Kaffeelöffel, Eine Zahnbürste, eine Eieruhr, oder ein Taschenkamm, wurden die Teile hergestellt und benutzt und irgendwann entsorgt. Mehr aber auch nicht. Wie bei fast allen Gegenständen, gab es schöner oder einfacher hergestellte Hobel. Der Verhau der heute von uns um die Teile gemacht wird, verklärt das Ganze immer ein wenig. Mancher versteht hier nicht, wieso so schöne Hobel einfach entsorgt wurden um sie durch ein System zu ersetzen und wirft dabei selber Haushaltsgegenstände nach Gebrauch weg, die vielleicht jemand anders sammelt und mit genau so wenig Verständnis dafür reagiert. Daher gibt es auch keine Register, wo man Modelle und Baujahre nachschlagen kann. Es interessiert ja auch eigentlich niemanden, wann wo welcher Läusekamm hergestellt und verkauft wurde, obwohl vielleicht irgendwo in der Welt jemand sitzt, den genau das gerade brennend interessieren würde.
Was man auf dem Flohmarkt oder in der Bucht erwirbt, muß nicht immer dem Originalzustend entsprechen. Gerade auch bei einem Konvolut wird manches unbewußt, aus fehlender Sachkenntnis oder sogar vorsätzlich zusammengepackt, was so nie zusammen war. Das betrifft sowohl Hobelteile, wo Köpfe auf fremde Griffe geschraubt werden. Als auch Schatullen, in die markenfremde Hobel gelegt werden, weil sie so schön reinpassen und verkaufsfördernd und preiserhöhend aussehen. Dann noch ein paar hübsche olle Klingen rein und fertig.
Es kann also ein Rotbart sein oder auch nicht. Wie auch immer, ist es aber ein hübsches Set und wenn der Hobel dann auch noch funktioniert ist ja alles in Butter.

Ciao

Drei

Zitat von: Apollon am 30. Juli 2011, 22:20:41

Was hat wohl der Vorbesitzer mit dem Stick gemacht? In der Hülse aufgeschäumt?

apollon

Zitat von: henning am 31. Juli 2011, 09:54:14
Wie auch immer, ist es aber ein hübsches Set und wenn der Hobel dann auch noch funktioniert ist ja alles in Butter.

Ciao

Der Hobel sieht so aus, als sei er nur ein paarmal verwendet worden. Wie auch immer, ich werde ihn demnächst reinigen und eine Proberasur durchführen. Und danke für die Info, ich habe bisher immer gedacht, dass alle Markenhobel wenigstens eine kleine Angabe irgendwo stehen haben.


A.

apollon

Zitat von: Drei am 31. Juli 2011, 10:50:39
Zitat von: Apollon am 30. Juli 2011, 22:20:41

Was hat wohl der Vorbesitzer mit dem Stick gemacht? In der Hülse aufgeschäumt?

Kann ich nicht genau sagen. Zum Stick selber:

Es handelt sich nicht um den Originalstick, denn auf dem jetzigen steht noch ganz schwach auf der Silberfolie: Decenta (inkl. Logo). Nach einer Google-Recherche:
Zitat
1946  wurde die Bergmannsche Florena Firma enteignet & es entstanden die VEB Rosodont Werke Waldheim daraus
1970  wurden VEB Florena Waldheim & VEB Decenta Werk Döbeln zusammen gelegt & ab
1981  dem VEB Kosmetik - Kombinat - Berlin unterstellt &
1990  nach Wiedervereinigung zur Florena Cosmetics GmbH umgewandelt.

Quelle

Es wird wohl so sein, dass das Set den Krieg überstand und dann, entsprechend der eingeschränkten Möglichkeiten in der DDR, genutzt wurde.


A.

apollon

Zitat von: Apollon am 31. Juli 2011, 15:13:28
Wie auch immer, ich werde ihn demnächst reinigen und eine Proberasur durchführen.

Heute war es soweit, Rasierer mit Duschkabinenreiniger gesäubert und in Verwendung genommen. Er hat seine Bewährungsprobe mit Bravour bestanden.

Nach getaner Arbeit:



Rockabillyhelge

Der Griff scheint eine Hybride zwischen einer in den 30ern in DE verbreiteten Griffform sowie einer in England als Souplex/Paragon/BigBen benutzen Griffform zu sein, würde ihn des Kopfes wegen ebenfalls in die DDR verorten (Alu) und des Griffes wegen in die deutschen 30er, denke es ist ein Frankenrazor.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Oldshaver

Auf der Unterseite steht lediglich: Orig. Ras. Pat. Germany

Obwohl er aussieht wie ein DE Hobel, ist er aber nur ein SE. Die Klinge wird wirksam über den Löchern.

Der Rasierer ist übrigens äußerst gründlich und sanft. Offensichtlich ist der Winkel geradezu ideal für mich. Der Rasierer ist hartversilbert und an sich schon schön anzusehen. Wer mag ihn hergestellt haben, wie alt mag er sein?... Vielleicht kennt sich einer von den Hobelfreaks hier aus?












henning

Das ist kein Noname Hobel sondern einer der Firma RAS. Daher paßt er hier eigentlich nicht hin. Den hab ich mal von Hermann Herdick bekommen und hab ihn immer noch:

Zitat von: henning am 29. Februar 2008, 22:42:14
Heute bekam ich ein paar Hobel von H.Herdick zugesandt um sie einmal auszuprobieren. Den schönsten kann ich sogar behalten, weil Hermann dafür meinen Mulcuto bekommt. Nein, nicht den Toggle natürlich, sondern den schönen RAS mit dem langen verdrehten Griff:



Der RAS ist ein seltsamer Hobel mit leichter Torsion. Der lange Griff ist zweiteilig, wobei man nicht das Endstück am Kopf eindrehen kann um einen kürzeren Griff zu bekommen. Der Griff ist komplett versilbert, der Kopf wohl verchromt. Ich bin mir sicher, daß es zu diesem Kopf spezielle Klingen gab. Normale Double Edge passen zwar in der Breite, aber nicht in der Länge. Trotzdem kann man sie verwenden. Das aber nur auf der Seite mit dem "Kamm". Auf der geschlossenen Seite liegt die Klinge plan auf einer Kante auf und kann nicht genutzt werden:











Ciao

Oldshaver

Schön, daß es kein No Name Hobel ist. Soll ich ihn hier löschen und unter RAS einstellen? Danke für Info.

Soulweeper

ich hätte auch gerne gewußt was das für einer ist, keine Markung, nichts....





Danke euch...

Rockabillyhelge

@Apollon:
Nach etwas Recherche bin ich auf einen Ibsen Gradschnitt bzw. verwandte gekommen, die auffälligen Einfräsungen an den Seiten sind ja da und von den Platten dürfte er einem Sonnal (Unterplatte Nicplate) oder einem Punktal Gradschnitt (30er) sehr sehr ähnlich sein.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Standlinie

Ich habe diesen Hobel auch in meiner Sammlung. Nach dem Razor-Compendium wurde dieser Hobel baugleich unter verschiedenen Markennamen vertrieben. Es zählen dazu:
Best, Atlas, Durex, Rasifix und Sanitex.

Möglicherweise gibt es auch noch mehr, Rockabilly hat ja bereits mehrere Namen genannt. Ich habe jedenfalls meinen Hobel unter dem Namen "BEST" katalogisiert.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.