Daumenmulde...überschätzt?

Begonnen von Ermachtnix, 15. Juli 2011, 10:18:02

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Ermachtnix

Liebe Mitmenschen,

auf meiner Suche nach dem nächsten Schmuckstück bin ich über Martin Nienbergs Seite gestolpert (besonders die Preise für die schicken Hefte bringen einen ins Stolpern) :).

Mir ist aufgefallen, dass die regulären Neuschmiedungen alle ohne Daumenmulde, die Le Grelot ähnlichen aber mit Daumenmulde ausgeliefert werden.

Ich persönlich muss sagen, vom ästhetischem Blickwinkel her betrachtet machen die Grelotähnichen mit Barbernotch und Daumenmulde schon was her.

Doch wie sieht es mit dem Griffkomfort aus? Hat jemand vergleiche angestellt?

wernerscc

Messer mit Daumenmulde finde ich bei der Rasur angenehm zu führen. Beim Abzug ist die Mulde aber eher hinderlich.
Was lange währt wird endlich gut!

heikok

Ich hatte mal ein Dovo mit Daumenmulde und fand es sehr angenehmt.  dh:

Kirk

Zitat von: wernerscc am 15. Juli 2011, 10:58:09
Messer mit Daumenmulde finde ich bei der Rasur angenehm zu führen. Beim Abzug ist die Mulde aber eher hinderlich.

Sehe ich ganz genau so!

Ermachtnix

Interessant, die Mulde stört beim Abzug, ist bei der Rasur aber sehr angenehm. Das spricht doch für die Mulde, da das Abziehen ja nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie die Rasur.

Ich frage mich, wieso die Hersteller nicht mehr Messer mit Daumenmulde Herstellen. Es muss ja offensichtlich an der geringeren Nachfrage liegen.
Die meisten Wacker Messer besitzen z.B. keine Mulde - das neue Forumsmesser 2011 jedoch besitzt eine.

Das gibt einem doch zu denken...

Ich persönlich würde am liebsten, wenn ich das Geld hätte, nur Rasiermesser mit Daumenmulde, Barbersnotch, Spiegelpolitur, dezent verziertem Rücken (Festonne oder ähnlich) und OHNE lästige Ätzung und ohne Farbklecksereien kaufen. Dazu noch Cocobolo oder Snakewood-Schalen, oder irre gemaserte Wurzelholzschalen und man hat das ästethisch perfekte Messer.

Leider fangen Messer, die diesem Anspruch gerecht werden, erst bei 250 € an (zumindest soweit ich weiß).


UbuRoy

#5
Daumenmulde stört extrem beim Ledern. Vor allem wenn man viel Übung und sehr schnell ist.

Der Griffkomfort der Mulde bei der Rasur ist m.M. nach unangenehm und unsicher.

Sieht gut aus und ist sinnlos & überflüssig. Gilt ja heutzutage für fast alles.
Aber trifft damit ganz sicher den trendigen Zeitgeschmack.

Von was für einer Nachfrage schreibst Du? Es gibt keinen Markt für Rasiermesser. Schon seit 50 Jahren nicht mehr.
Von 100.000 Leuten weiß garantiert nicht mal einer, was überhaupt so eine Mulde ist.

Das was Du suchst, ist offensichtlich genau so etwas? Nix mit, "Form folgt Funktion", oder? Barber's Notch ist übrigens genau so sinnlos wie Daumenmulde schätze ich...

Hervorragende, 100 Jahre alte Meswser gibt's für appel und 'n Ei. Da gibt's nix mehr dran zu verbessern, die sind perfekt für das was sie tun sollen. Einfach zu handhaben und ihren zweck optimal erfüllen.

Senser

Zitat von: UbuRoy am 15. Juli 2011, 15:24:49
Daumenmulde stört extrem beim Ledern. Vor allem wenn man viel Übung und sehr schnell ist.

Der Griffkomfort der Mulde bei der Rasur ist m.M. nach unangenehm und unsicher.

Beiden Aussagen kann ich eingeschränkt zustimmen.

Je nach Ausführung der Daumenmulde wird das Ledern zum Abenteuer und sogar zum Riemenkiller. Es sollte immer genug Fleisch am Erl übrig bleiben, um dem Messer beim Ledern einen definierten Seitendruck zu vermitteln.

Bei der Rasur kann die Mulde als komfortabel empfunden werden, ist aber im objektiven Vergleich nicht wirklich im Vorteil. Und wenn die Finger nicht optimal in die Mulde passen, kann es dann auch gefährlich werden, wenn sich plötzlich der Winkel verändert, weil die Klinge wegklappt.
Außerdem habe ich beim Rasieren nicht nur den Daumen an besagter Stelle, sondern auch schon mal den Zeigefinger. Nur "Rechtshandrasierer" sogar zu etwa 50%. Da sollte man dann schon viel Routine  mitbringen, wenn man unfallfrei mit Daumenmulde arbeiten will.

Gruß Senser


Ermachtnix

Hallo Jungs, danke für Eure Antworten,

Zitat
Von was für einer Nachfrage schreibst Du? Es gibt keinen Markt für Rasiermesser. Schon seit 50 Jahren nicht mehr.

Locker bleiben Ubu, eben schreibst Du noch, die Mulde liegt voll im Trend und dann sagst Du es gäbe keinen Markt. Begraben wir den Markt, wenn es wirklich soweit ist.

Aber Deine Ausführungen sind sehr hilfreich. Barbersnotch ist natürlich nur ein optisches Schmankerl, ebenso wie die diversen Verziehrungen des Messerrückens - da pflichte ich dir vollkommen bei.
Dein Purismus in allen Ehren...aber wir wollen heutzutage ja auf alles Verzichten, nur nicht auf den Luxus. Und da gehört ein schickes Messerchen klar dazu.

ZitatHervorragende, 100 Jahre alte Meswser gibt's für appel und 'n Ei. Da gibt's nix mehr dran zu verbessern, die sind perfekt für das was sie tun sollen. Einfach zu handhaben und ihren zweck optimal erfüllen.

Ich wäre, was das angeht, für jeden Tipp dankbar.

Die Messer die ich bis jetzt in der Bucht oder auf privaten Websites von Hobbyrestauratoren (die sich, wie ich feststellen musste, noch am schäbigsten No-Name-Rasiermesser eine goldene Nase verdienen wollen) gesehen habe, waren entweder absolut keine Appel-und-Ei-Ware, ganz in alter Tradition der gierigen Privatverkäufer, oder Sie waren spottbillig, dafür aber so voller Pitting und Macken, dass man Angst hat, man holt sich was weg, wenn man bloß Hand anlegt.

Die Mär vom 1A-uralten, aufgearbeiteten Messer für Lau ist für mich bis jetzt nicht in Erfüllung gegangen.

Ich muss dazu sagen, ich habe absolut nichts gegen die jedes Rasur-Forum bewohnenden Schleifprofies, die wie lebende Götter gepriesen werden.
Doch ich musste in einem anderen einschlägigen Forum die Erfahrung machen, das mitunter eine Menge Po-Streicheln und Beweihräuchern dazugehört, bis die Herren bereit sind überhaupt daran zu denken, ein Messer herauszurücken.

Auf derartiges Divengehabe kann ich !so was! von Verzichten. Da gehe ich lieber zum Händler und kaufe was Neues, auch wenn ich für ein gutes Messer 200€ aufwärts ausgeben muss.

Da hab ich was Aktuelles und darf meine Würde behalten.

Aber zurück zum Thema: Auch Senser scheint alles andere als begeistert von einer Daumenmulde, und wenn dazu auchnoch unfallgefahr kommt, dann werde ich wohl in Zukunft diese Art Messer meiden. Ihr habt mich überzeugt.

Vielen Dank an UbuRoy und Senser für Eure Ausführungen.

Fynn1177

Daumenmulde ist einfach eine Geschmacksfrage.
Ist nicht ganz so von Bedeutung wie die Hohlung des Messers oder auch die Kopfform.
Diese haben einen echten Einfluss auf die Rasur.

Mein Tip, probier einfach aus was Dir liegt.
Ein günstiges Revisor mit Daumenmulde oder Anfrage im MH und los geht es.
Es grüßt der kleine Nils

Zick Zack da war er ab :-)


Ermachtnix

Danke für den Tipp, Fynn.

Revisor wäre nicht meine meine Erste Wahl gewesen, aber man hört nur gutes darüber. Leider wurde ich im MH nicht fündig, aber ich halte meine Augen offen.

kimeter

Mich stört die Daumenmulde beim Abziehen und Rasieren nicht! Im Gegenteil, ich find's gut so...

-Andreas

heikok

Zitat von: kimeter am 15. Juli 2011, 19:47:52
Mich stört die Daumenmulde beim Abziehen und Rasieren nicht! Im Gegenteil, ich find's gut so...

-Andreas

Die Daumenmulde hat mich persönlich beim Ledern in keinster Weise gestört!
Probiere es aus, Ermachtnix! Ich fand das Handling mit Daumenmulde genial und ich habe mir nicht die Halsschlagader durch eine brachial umklappende Klingen aufgeschlitzt..

Lord Vader

Zitat von: Ermachtnix am 15. Juli 2011, 18:19:16
Danke für den Tipp, Fynn.

Revisor wäre nicht meine meine Erste Wahl gewesen, aber man hört nur gutes darüber. Leider wurde ich im MH nicht fündig, aber ich halte meine Augen offen.

ja das stimmt, aber manchmal werden nicht ganz so positive dinge über die firma bzw. diskussionen über leichte verbesserungen mit einer anwaltsdrohung im keim erstickt :D

zum thema daumenmulde, wenn du in der bucht auf fang gehst, dann darfst du natürlich den ein oder anderen pittingfleck nicht als ko-kriterium empfinden, die teile haben gebrauchsspuren, die dem messer charakter verleihen. ich persönlich finde meine messer mit daumenmulde bei der rasur sehr angenehm, beim ledern ist sie imho nicht von vorteil. wenn man mehrere messer hat, ist es halt ganz nett, ein wenig abwechslung zu haben. trifft nebenbei auch auf den hohlschliff zu. ein zwei derbe messer im bestand zu haben, kann nicht schaden.

Ermachtnix

Hallo Vader,

entschuldige, wenn ich hier mal aus der Rolle falle, aber ziehst Du die derben Messer selbst übern Stein, oder schickst Du sie ein?

Würd auch gern mal ein derbes benutzen, schon wegen dem Gewicht, aber ich hab Angst, dass ich mich auf dem Stein totschruppe.

Lord Vader

ja, ich schärfe die messer selbst. es ist schon richtig, dass die derben mal ein paar züge mehr brauchen und ab und an auch mal etwas mehr arbeit nötig ist (wenn die facette das erste mal seit jahrzehnten neu aufgebaut werden muss), aber wenn du über ein setup vom 1.000er bis zum finisher verfügst, ist das eigentlich kein problem. durch abkleben des rückens kann man sich die arbeit auch etwas vereinfachen (und man zerstört die teilweise sehr schöne patina bei den alten dingern nicht so).

wenn du allerdings ein fan des one stone honings bist und nur einen GBB oder so nutzt, kann es evtl. sein, dass es deutlich länger dauert. aber da ich diese methode nicht nutze, kann ich dir dazu leider keine näheren infos geben.