The "Velvet" Razor, der sanfte britische Merkurkonkurrent

Begonnen von Rockabillyhelge, 07. Juni 2011, 21:56:52

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Rockabillyhelge

Hallo liebe Rasurgemeinde,
heute erhielt mich ein seit langem sehnsüchtig erwartetes Packet aus England, drinne ein Velvet in fast NOS Qualität.
Da es hier im Forum noch keinen Threat über den Velvet gibt und Beschreibungen Mangelware sind wage ich mich mal.
Der Velvet ist ein kleiner Dreiteiler von 7,7cm, der Griff ist eine offene Anlehnung an der OldType, die Ziselierung ist jedoch
nach unten und oben offen und nicht geschlossen wie beim Gillette.
Den Velvet gab es in den 30er Jahren in England in zwei verschieden Versionen, einmal in der Version mit komplett geschlossener
Schaumleiste und einemal in einer Version mit geschlossenem Zahnkamm (die Zähne waren auf die Schaumleiste aufgesetzt, die
Klinge lag hierbei auf den Zähnen wie beim OldType).
Seine 56gr erscheinen in der Hand mehr, die 9mm des Griffes lassen sich bestens packen und sind in Relation zum 33c zumindest
für mich angenehmer.
Die Kopfgeometrie erinnert mich stärkstens an Merkur bzw. Verwandte und lässt mich vermuten das es ein Konkurrenzprodukt
in den 30ern war, bzw. der britische Vorstoß Richtung geschlossene Schaumkante unter der Nutzung offenkundlicher Beispiele.
Für den Velvet gab es damals (bzw. bis in die 50er) eigene Klingen, diese sind dem Prinzip nach einfache Dreilochklingen, bei
denen jedoch, ähnlich den Wardonia Klingen, die äusseren Löcher als Ovale ausgeführt sind, sie sind mit 0,1-0,12mm relativ dick
meinem Empfinden nach, was jedoch den Vorteil hat das sich die Klingen sicher gut nachschärfen lassen.
Das Einlegen einer Astra gestaltete sich als etwas kompliziert aber möglich, die Aussenlöcher scheinen wirklich so angelegt das die
Zapfen vielleicht 2/10 mm weiter auseinanderliegen als für heutige Klingen typisch, die Stanzung moderner Klingen ermöglicht zwar
trotzdem ein strammes Einlegen, eine Liese Seidenhauch, URA oder Gymnastic würde aber warscheinlich nicht passen.
Morgen früh wird er direkt ausprobiert und in den knallharten Vergleich mit demm 33c gesetzt, ich bin gespannt :-)










Wird morgen fortgesetzt...
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Brauer

Der ist ja mal schick  dh: sieht echt aus wie eine Mischung aus Merkur und Gillette, bin ich mal gespannt wie gut er Dich rasiert Rockabillyhelge.

Lord Vader

ja, der griff sieht schon sehr an gillette angelehnt aus :D aber wenigstens haben sie einen anderen kopf dran gemacht.

Rockabillyhelge

Testergebnis:
Also heute hatte ich das erste Mal die Zeit und Muße mich enger mit dem Velvet auseinanderzusetzen.
Der Velvet ist wie schon beschrieben ein hochwertig verarbeiteter Rasierer, schön schwer jedoch ist das Einlegen der Klinge ein Manko, bei der heute von mir verwendeten Derby war es einfacher, aber immernoch friemelig.
Der Rasierer liegt relativ gut in der Hand, wobei der dickere Griff in Relation zum 33c angenehm, die Kürze jedoch unangenehm auffällt, er ist relativ gut austariert, wobei er mir einen leicht kopflastigen Eindruck macht.

Der erste Zug mit Wuchsrichtung erbrachte ein befriedigendes Ergebnis, vergleichbar mit einem SuperSpeed + RP, sanft aber auch nicht allzugründlich, mit einer ASR wäre sicherlich mehr rauszuholen möglich gewesen.
Der Winkel ist wirklich dem des Merkur nicht unähnlich, jedoch macht die Schaumkante einen deutlichen Unterschied.
Kenne ich es von meinen Bakelit Hobeln und von Durex/Fanal so, das eine Ungeriffellte, glatte Schaumleiste oft mit einem breiten Klingenspalt gepaart ist und ziemlich gründlich agiert, das ist leider beim Velvet nicht der Fall, auch im zweiten Durchgang blieb so einiges stehen, zudem reagierte die Haut gereizt da Druckfrei nur noch wenig möglich war, hier spielt der 33c und der Merkur Familienkopf seine Stärken aus.

Erstes Fazit: Ein toller, hochwertig verarbeiteter Rasierer, dem es jedoch an Zupackerqualitäten mangelt, ein Rocket/SuSpeed ist meines Erachtens die bessere und gründlichere (meinen Erfahrungen nach) Alternative wenn man nicht drei oder mehr Züge machen will.
Werde mal schauen wie er mit einer ASR drauf ist, vielleicht steigt er ja noch auf dem Erfolgstreppchen.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Brauer

Ja Helge, aber gegen die Durex-Hobelchen ist fast alles (ausser ein Futur, oder voll aufgedrehter Progress, und der Lux
aus Polen ziemlich zahm ;)) hatte gestern abend dass Vergnügen, in meinem Fanal eine Schwezer Ura zu testen, puh
mehr als sanft mit dem Wuchs un einemal Quer wäre einer Häutung gleichgekommen.

Rockabillyhelge

Naja, der Durex ist schon ein Thema für sich, vor allem weil zumindest bei meinem die Klinge vielleicht überhaupt 1,5mm raussteht, aber was Zupacken angeht geht der hier https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,15634.0.html mein Mulcuto Bakelitschrägschnitt und der NeoRas noch wesentlich mehr zur Sache, aber eigentlich wäre der Durex/Fanal eigentlich auch mal einen eigenen Threat wert.
Werde am Sonntag den Velvet mal in Kombi mit ASR und Palmolive RC (oder vielleicht SIM) ausprobieren, denke es könnte vielleicht die frische Derby und die VGH (vielleicht nicht nass genug) gewesen sein die die Leistung des Velvet gemindert haben, ich kann irgendwie nicht glauben das der bei der Geometrie so ungründlich rasiert.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

KäptnBlade

Wie geil ist der denn????
Der kann doch gar nicht schlecht rasieren!
Das Auge rasiert doch bekanntlich mit und wenn es der Hobel schon nicht erledigt, musst Du halt den Rest weggucken!

Also wenn Du nicht zufrieden mit dem Kandidaten bist...  :P
Meine Angst, dass die Autokorrektur dieses Forums mal was Obszönes ausspuckt, wichst von Tag zu Tag!

Rockabillyhelge

Also nach dem zweiten Test heute (ASR + Figaro RC) muss ich das erste Testergebniss revidieren,
mit der Astra kommt der Velvet echt an den Kopf des 33c heran, gründlich, sanft, so wie es sein soll,
wer also die Chance bekommt mal einen in die Finder zu bekommen, ist auf jeden Fall eine Sünde wert!
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

MartinH

Hallo zusammen,

möchte Euch mal einen meiner kürzlich erstandenen Hobel vorstellen.
Es handelt sich um einen 3 teiligen, voll versilberten Velvet Hobel aus britischer Produktion.
Unter der Kopfplatte ist er mit dem entspr. Patent gemarkt: PATT NO 121415.
Meine Recherche hat ergeben, dass der aus dem Jahre 1918 stammt (Patent vom 28.03.1918) und von Joseph Potter in Birmingham produziert wurde.

Der Hobel befindet sich in einem sehr guten Zustand (von mir bislang noch nicht geputzt) und die Versilberung ist vollständig erhalten. Er ist schön schwer und wertig verarbeitet.
Der Kopf des Hobels ist durchgängig geriffelt und ähnlich der des von mir gezeigten Golf Rasierers (https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,17424.0.html).

Die ebenfalls sehr gut erhaltene, mit violettem Samt ausgeschlagene Box des Rasierers macht das Ganze zu einem tollen Gesamt-Paket.

Grüße,
Martin

















Martin

Gut rasiert - gut gelaunt ;)

Rockabillyhelge

Boah, da hast du wirklich ein schönes und gleichsam seltenes Stück ergattert, das ist quasi einer der Ursprungs-Velvets, als die noch primär selbst vermarktet haben, die späteren mit dem Doppelseitigen Schriftzug auf dem Kopf gingen vernehmlich in die Woolworth Kaufhäuser.
Ein wirklich toller Rasierer der Begehrlichkeiten weckt, da musst du unbedingt deine Erfahrungen mit berichten!  :D
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

omor


Rockabillyhelge

Einfaches Sidol oder ein Silbertuch sollten reichen, schade das meine Woolworth Version nur verchromt ist.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

omor

Zitat von: Rockabillyhelge am 31. August 2011, 18:05:28
Einfaches Sidol oder ein Silbertuch sollten reichen, schade das meine Woolworth Version nur verchromt ist.

Würde ich nicht machen,da dies mechanische Verfahren sind,die bei jeder Reinigung Material abtragen.
Salz heisses Wasser und Alufolie sind schonender; nur nicht zu lange eintauchen.

Rockabillyhelge

Naja, kommt letztendlich aufs gleiche raus, die oxidierte, schwarze schicht wird entfernt, entweder geht sie in Lösung oder wird sanft abgerieben, der Velvet ist ja kein Allerwelthobel sondern hat eine recht ordentliche Versilberung wie z.B. gutes Silberbesteck, wer natürlich unbedingt auf Nummer Sicher gehen will dem sei die Salz+Alu+Heisswassermethode zu empfehlen.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

omor

Ich bin kein Chemiker ,aber in dem Link steht:

"Der Vorteil dieser elektrochemischen Methode ist, dass anders als beim mechanischen Putzen kein Silber verloren geht. Hier wird das Silber zurückgebildet."