Die Ölrasur - Grundlagen und Techniken

Begonnen von Stellar, 16. März 2011, 17:36:08

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 4 Gäste betrachten dieses Thema.

tintin1

Nach der Kaltwasserrasur ist das wohl der nächste Sargnagel für das volle Programm  >D

Mein Pre war immer Jojobaöl unterm Schaum. Ich halte es da mit der B&B-Erklärung, dass es nicht um das Gleiten und Einweichen sondern um die Wasserversorgung der Haut geht.

Mit Hobel und Shavette war Jojobaöl auch pur ok. Mit dem Messer bleibe ich lieber erst mal beim Schaum.

Ich fürchte, dass die Diskussion hier die Preise verdirbt. ;D
Das SheabyNature bei Amazon ist schon teuerer geworden.

herzi

Zitat von: maranatha21 am 24. Januar 2014, 08:53:48
Sonst noch ne Empfehlung, die ich gleich mitbestellen kann?

Bei ebay gibt es recht günstige handgemachte Rasieröle. 100ml für ca. 8€ - 10€ (Versand schon eingerechnet). Wollte ich mir momentan eines holen dann wäre es wohl das gewesen. Oder jenes welches Stay Young heißt. Bei den Versprechungen ;)

Das Shea by Nature hat vor ein paar Jahren 6€ bei eBay gekostet.
Gruß,
Stefan

aleister


Frank OZ

Einerseits ist es bei Rasierölen wie mit Seifen, Mann mag sie oder Mann mag sie nicht und wenn das geklärt ist geht es nur noch darum, ob's funktioniert (und klar, die, die Mann mag, funktionieren auch). Andererseits ist es aber so, dass der fröhliche Weckruf ,,Heißa, Superpfütze!" quasi in der Sekunde kommt - oder auch nicht kommt, in der Mann das Öl ins Gesicht wischt. Im Nu ist alles klar: wie's riecht, wie's sich auftragen lässt und damit ob Mann's gut findet. Mit ein wenig Erfahrung weiß Mann dann auch schon, ob es funktioniert und wenn es so ist, kann sich das Grinsen der Zufriedenheit schon mal aus der Deckung wagen.

Bei einigen Ölen ist mir inzwischen aufgefallen, dass es noch eine Steigerung geben kann. Und auch hier verrät der erste Zug die Qualität, Sekt oder Selters.

Für mich gewinnt das Crew jedes Mal noch dazu, wenn ich den Hobel ansetze und der sich wie auf Autopilot durchs Gesicht schlittern lässt und so gut wie unverspackt seinen Job machen kann. Zwischendrin ein Zug durchs Becken, alles klar. Auch das TSS hatte heute Morgen diesen es-wird-noch-besser-Effekt, weil der für mich angenehme Duft von der einsetzenden Kühlung untermalen wurde und mein geliebter 11er auf dem Ölteppich freudigst hin- und hergezogen ist, ohne dass ihm sein Fressbrett verklebt wäre. Schließlich bereitet mir auch das Öl von Shave Secret die kleine Freude, weil es völlig unscheinbar daherkommt und dann eine äußerst gute Rasur ermöglicht. Ich denke dann jedes Mal so etwas wie ,,Echt jetzt. - Klasse."

Anders das Cade, dass absolut hohes Niveau verspricht und dieses Versprechen auch absolut einhält, dann aber nicht noch besser wird (oder werden kann?). Genau wie beim Village Barber, der beim Träufeln aus der Pulle verspricht was er anschließend wie ein vornehmer Butler hält, und gut ist's.

Was mir noch nicht passiert ist, ist, dass ein Rasieröl quasi ranzig geworden wäre oder dass ich ein ,,Oh Graus" ausgestoßen hätte ... na, mit dem Zeug aus dem Hause Taylor, Old Bond Street, bin ich nicht so glücklich gewesen. Doch zur Ehrenrettung sei gesagt, dass dieses Öl wie alle anderen Rasieröle, die ich ausprobiert habe, bei mir einen sehr gepflegten Eindruck hinterlassen hat.

Rasieröl bietet also nicht nur eine Konzentration aufs Wesentliche, die Rasur, sondern Mann weiß auch gleich, womit Mann es zu tun hat. Für jemanden wie mich, der den alten Holiday Inn Spruch ,,The best surprise is no surprise" gut findet, ist das prima.

Glatter Gruß, Frank

maranatha21

 @Frank OZ: wieviel Tropfen des Crew reichen Dir denn aus? Gibst Du vor einem dritten Durchgang nochmal was nach an Öl oder reicht Deine Anfangsmenge für alles? Arbeitest Du überhaupt noch in Durchgängen oder wird alles in einem Rutsch erledigt?

getz

Benutzt eigentlich jemand Rasieröl auch für die Messerrasur? Ich hatte mir 2 Öle, Taylor und Musgo Real angeschafft, um es unter dem Schaum zu verwenden. Das bracht keine Verbesserung. für die schnelle Rasur,
wenn man morgens in Eile ist, verhilft es mit dem Hobel zu ganz guten Ergebnissen. Aber mit dem Messer: Aua,
das war kein Spass mehr

Seggl

Also ich hab's jetzt auch nochmal pur versucht. Da ich das erst mal versuchen wollte, habe ich mich an das Somersets gehalten, da is nich soviel Geld kaputt, wenn ich nicht damit warm werde. Und das Gefühl am Ende ist immer noch durchwachsen. Ich habe meinen alten dm Pinsel raus gekramt, um damit während des Rasierens immer für Feuchtigkeit zu sorgen. Den teuren Silberspitz will ich eigentlich erst mal vom Öl fern halten. Die Rasur war also deutlich nasser, und nicht nur die Rasur. Auch ich. Die ganze Soße lief an mir runter, so dass nach der Rasur direkt der zweite Unterhosenwechsel heute morgen anstand *grmbl* wie macht Ihr das? Ausreichend nasse Haute ohne Sauerei?

Mit der nasseren Haut ging auch die Rasur am Hals wesentlich besser von statten ( 39c mit Feather ), die Rasur am Hals war schön sanft, aber leider nicht so gründlich wie mit Seife. Und etwas anderes verwundert mich noch sehr: war das Hautgefühl direkt nach der Rasur sehr entspannt, fing es eine halbe Stunde an, massiv zu spannen und zu brennen.

Da ich wie gesagt Vollbartträger bin, habe ich 3 "Rasurzonen", jede habe ich mit 2 Tropfen Rasieröl behandelt. Die Wangen waren wie beim letzten mal top, nur am Hals klemmt es ziemlich. Auf der einen Seite, würde ich da gerne weitermachen, denn der Zeitvorteil ist immens. Aber so lange ich nicht sicher bin, tu ich mich schwer, in ein teureres Rasieröl zu investieren.

Jemand, eine Idee, warum es gerade am Hals so klemmt bei mir, und was man dagegen tun könnte?
Wenn Du nicht überzeugen kannst - verwirre!

Frank OZ

#157
Zitat von: maranatha21 am 24. Januar 2014, 15:36:57
@Frank OZ: wieviel Tropfen des Crew reichen Dir denn aus? Gibst Du vor einem dritten Durchgang nochmal was nach an Öl oder reicht Deine Anfangsmenge für alles? Arbeitest Du überhaupt noch in Durchgängen oder wird alles in einem Rutsch erledigt?

Drei Tropfen, no more. Aus alter Gewohnheit habe ich mir die Unterteilung in zwei Runden noch nicht völlig abgewöhnt, aber der Übergang wird immer fließender. Auf der rechen Gesichtshälfte, mit der ich beginne und die deswegen zuerst noch gut bewässert ist, mache ich gleich Tabula Rasa. Meistens genügt es dann, den Hobel durchs Becken zu ziehen, um wieder genügend Feuchtigkeit für die nächsten Züge aufzunehmen, nur einmal zwischendrin lege ich noch mal zwei Hände voll nach. Danach gibt es keine weiteren Springfluten mehr, sondern nur noch Wasser vom nachgenässten Hobel.

Zitat von: Seggl am 24. Januar 2014, 16:00:35

...Ich habe meinen alten dm Pinsel raus gekramt, um damit während des Rasierens immer für Feuchtigkeit zu sorgen.
Ich würde vom Pinsel abraten, weil der eigentlich nur zur Ölfahne degenerieren kann und Dir wahrscheinlich zuviel davon wegwischt. Ich trage das Öl grundsätzlich mit meinen Fingern auf und - siehe oben - wässere auch nur mit dem nassen Hobel und einer Wasserschlacht zwischendurch nach. Am Ende der Rasur fühle ich noch einmal mit feuchten Fingern, ob alles so ist, wie es sein sollte und mache im Freistilcut alle Widerstandsnester nieder. Ohne Pinsel müsste Dein Ölfilm eigentlich funktionieren.

Glatter Gruß, Frank

maranatha21

Tabula rasa heißt, Du gehst gleich in alle Richtungen auf die Stoppelopfer los und machst nicht erst mal ne komplette Runde z.B. mit dem Strich um dann in der nächsten Runde die anderen Strichrichtungen durchzugehen?

maranatha21

Ach ja, noch was: ich habe schon gelesen, dass manche das Öl erst ins trockene Gesicht einarbeiten und danach erst richtig befeuchten. Ich hab's bisher immer so gehalten, dass ich mein Gesicht nach dem Duschen erst mal wie immer abgetrocknet und dann vorm "Einölen" wieder komplett nass gemacht habe. Ich geh dann mit den Händen noch mal durch, um es nicht klitschnass zu haben. Es ist also eher leicht feucht. Macht das Sinn das Öl, das Öl ins trockene Gesicht zu schmieren? Es soll sich angeblich das Öl besser in die Haare einarbeiten können und einen besseren Film auf die Haut legen.

Ich weiß, ich kann's ausprobieren, aber vielleicht hast Du das ja schon getestet.

Gruß
         Jens

Seggl

also das Öl trge ich schon mit den Fingern auf, auf die feuchte Haut. nur wenn ich zwischendurch nachwässere, mach ich das mit dem Pinsel, patschnass und ohne viel Druck.

Nicht gut?
Wenn Du nicht überzeugen kannst - verwirre!

maranatha21

Genau so mache ich das auch. Gehe auch davon aus, dass es so gedacht ist. Nur den Pinsel lass ich weg. In der Beschreibung von Crew steht es auch so dabei, also das Öl in die nasse Haut. Es hat mich nur stutzig gemacht, dass es irgendwo (ich finde das nicht mehr) hieß, dass das bessere Resultat mit Einreiben auf trockenerer Haut erzielt werde. Deswegen meine Frage.

Aber das mit dem "Wasserbad" kann ich momentan noch gut nachvollziehen. Das sieht bei mir ähnlich aus. Mir läuft's halt den Arm runter. Ich denke, da muss man noch so seine Technik entwickeln. Aber so wie Frank das handhabt, scheint es ja ohne größere Überschwemmung möglich zu sein.

Aber nur drei Tropfen für's ganze Gesicht? Gut, ich hab's mich bisher einfach nicht getraut nur so wenig zu nehmen. Heute morgen waren es 7 oder 8. Bei drei bekommt man ja überhaupt nicht richtig mit, ob man überall was ran bekommen hat. Ich hätte da das Gefühl, dass noch mehr an den Fingern klebt, als dass ich auf der Haut verteilt habe. Aber evtl. täusche ich mich da auch und es geht ja dann noch besser.

Ich werde das morgen sehen, da wird es getestet. Und auch die Technik werde ich morgen wieder in die Richtung meiner alten Vorgehensweise zurücklenken. Die letzten zwei Rasuren habe ich es übertrieben. Bekam mir nicht so besonders gut. Also erst mal wieder etwas langsamer und im Stile von zwei oder drei Durchgängen. Dann werden wir das Ganze Stück für Stück verfeinern.


Frank OZ

Zitat von: maranatha21 am 24. Januar 2014, 18:40:45
Tabula rasa heißt, Du gehst gleich in alle Richtungen auf die Stoppelopfer los und machst nicht erst mal ne komplette Runde z.B. mit dem Strich um dann in der nächsten Runde die anderen Strichrichtungen durchzugehen?

Nein, nein, bis dahin ist das Feld so reduziert, dass der Hobel bei den wenigen Widerständlern einfach durchrutscht, keine Fragen mehr, nur noch Antworten.
Zitat von: maranatha21 am 24. Januar 2014, 18:59:30
Ach ja, noch was: ich habe schon gelesen, dass manche das Öl erst ins trockene Gesicht einarbeiten und danach erst richtig befeuchten.

Aber nein, bloß nicht ...
Zitat von: maranatha21 am 24. Januar 2014, 18:59:30
Ich hab's bisher immer so gehalten, dass ich mein Gesicht nach dem Duschen erst mal wie immer abgetrocknet und dann vorm "Einölen" wieder komplett nass gemacht habe. ...
... eben, genau so mache ich es auch. ...
Zitat von: maranatha21 am 24. Januar 2014, 19:40:55

Aber das mit dem "Wasserbad" kann ich momentan noch gut nachvollziehen. Das sieht bei mir ähnlich aus. Mir läuft's halt den Arm runter. Ich denke, da muss man noch so seine Technik entwickeln. Aber so wie Frank das handhabt, scheint es ja ohne größere Überschwemmung möglich zu sein. ...


... absolut! Nur wenn ich mir nach der Rasur das kalte Wasser ins Gesicht platsche kommt es zu Spritzern links und rechts des Beckens. Es geht darum, das Gesicht feucht zu halten, nicht darum, der Nordsee Konkurrenz zu machen.  ;)
Zitat von: Seggl am 24. Januar 2014, 19:21:22
also das Öl trge ich schon mit den Fingern auf, auf die feuchte Haut. nur wenn ich zwischendurch nachwässere, mach ich das mit dem Pinsel, patschnass und ohne viel Druck.

Nicht gut?
... ich glaube Nicht nötig. Eigentlich müsste es genügen mit dem nassen Hobel nach Belieben herumzufuhrwerken. Wenn das nicht reichen sollte - aber warum eigentlich nicht? - dann tut es eine nasse Hand allemal. Das Gesicht muss nur so feucht sein, dass der Hobel flutscht, rubbelt er wie ein Radiergummi, ist's zu trocken. Da Du nach der Rasur Spannungen verspürst, kann ich mir nur denken, dass Dein Pinsel Löcher in den Ölteppich reißt. Deswegen würde ich zu einer leicht patschigen Befeuchtung mit der nassen Hand raten. :D


mikri

Ich hab jetzt nur quergelesen, entschuldigt also, wenn ich allenfalls hier einen Doppelpost hinterlasse, aber ich finde der hier (Grundierung mit Öl) könnte das Thema auch vervollständigen.
Und allenfalls Suchenden einen wertvollen Tipp geben.

LG mikri
Mit Verarzten dauert's länger

http://nassrasieren.blog

maranatha21

@mikri: So ganz grob hätte man auch da weiter machen können unter dem Motto: "alles, was mit Öl zu tun hat!". Aber im Gegensatz zu hier geht's dort eigentlich nur um die Prefunktion des Öls, während hier die Rede ist von der Ölrasur ohne Schaum. Ich finde und erfahre gerade im Selbsttest, dass das zwei getrennte Stiefel sind und da ist es schon angebracht das auch getrennt zu behandeln.

Meine nächste Erfahrung heute von morgen:

wie gestern angekündigt nur 3 Tropfen Crew! Das geht also tatsächlich auch so. Zumindest mal die ersten zwei Durchgänge (ich habe die "altbewährte" Vorgehensweise der Durchgänge wieder aufgenommen) gab es keinerlei nennenswerte Vorkommnisse. Aber beim dritten dann, der auch von etwas intensiverem Ausputzen hier und da begleitet war, hatte ich nicht das Gefühl, dass vom Öl noch etwas übrig war. Der Hobel fing auch an etwas schwergängiger seine Bahnen zu ziehen, obwohl alles gut befeuchtet war. Das Resultat war, dass ein wirklich gründliches Ergebnis herauskam, nicht das non plus ultra, aber besser als die meisten der letzten Seifenrasuren. Allerdings auch mit dem Opfer leichter Schwierigkeiten in Form von etwas Brennen, das sich aber jetzt gegen Mittag (vier Stunden nach der Rasur) nahezu vollständig beruhigt hat. Das ist ja sowieso meine Beobachtung im Gegensatz zur Seifenrasur bei mir, dass die Schwierigkeiten umgekehrt zu kommen scheinen. Ist beim alten Verfahren erst alles gut und fühlt sich dann erst nach einiger Zeit (ca.3 Stunden) gereizt an, so ist beim Öl erst ein bisschen Unruhe in der Haut, die aber ebenfalls nach ca. 3 Stunden verschwindet und ein sehr gutes und weiches, reizloses Hautbild hinterlässt. Wohlgemerkt ohne jegliche Nachbehandlung in Form von AS oder ASB.

Aber ich habe den Eindruck vor der dritten Runde und dem Ausputzen noch eins, zwei Tropfen des Öles nachliefern zu müssen. Meine Haut scheint nach zwei Durchgängen alles geschluckt zu haben und ich tanze fast nur noch auf Wasser. Es fühlt sich zumindest so an.

Das mit der Springflut im Bad war heute nicht vorhanden. Das Nachwässern durch einen regelmäßig mit Wasser versehenen Hobel und kurze kleine Tupfer mit Wasser mit den Fingerspitzen hat völlig ausgereicht um eine schöne Gleitschicht zu erzeugen und zu erhalten.

Mein 34c geht, so meine ich, auf Öl etwas mehr zur Sache als sonst. Der Shave Craft war wesentlich sanfter konnte auf Öl aber auch nicht mit dem Ergebnis des 34c glänzen. Der Pils wird nicht mehr auf Öl eingesetzt. Er war ungründlich, schwer zu Händeln wegen des starken Kopfgewichtes und erzeugte doch die eine oder andere Reizung. Soviel erst mal zu meiner bisherigen Hobelerfahrung auf Öl. Aber das ist vorläufig und auch nur bezogen auf den Gebrauch mit der Silver Blue.

Alles in allem bisher: Das mit dem Öl macht Fortschritte bei mir, stellt sich aber durchaus nicht als so unproblematisch dar wie erhofft und muss genauso in ein zuverlässiges Setup gebracht werden, wie man das von der Seifenrasur her kennt. Aber es ist ja auch erst eine Woche und da kann ich nicht erwarten, dass es schon flüssig fluppt.

Es geht weiter!

Gruß
       Jens