Daniel Grant - Sheffield.

Begonnen von henning, 11. Dezember 2010, 12:00:20

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henning

Heute schon, sehr früh und beim Zoll durchgewinkt, kam mein günstig ersteigertes "Daniel Grant" an. Der Zustand ist für so ein Altertum noch besser als nach den Auktionsfotos erwartet.
Die Klinge ist fast typisch amerikanisch hochglanzpoliert, die Schalen im sehr sehr guten Zustand. Sie werden so verbleiben. Die Klinge hat außer wenigen Altersflecken und feineren Kratzern keine Beschädigungen, ist allerdings stumpf wie Hulle, was wohl von der Politur herrührt. Die Vernietung ist noch Top, die Schalen gerade, das Messer schließt super mittig und satt wie am ersten Tag. Die Rückenkanten sind spiegelblank und lassen hoffen, daß es evtl. noch nie benutzt, oder jedenfalls noch nie (oder dann abgeklebt) nachgeschärft wurde. Die Klinge ist vorne 21mm und hinten 20mm breit. Durch die Gesamtlänge mit Erl wirkt es also schmaler als es dann in Wirklichkeit ist. Der Erl ist angenehm lang und eher wuchtig. Die Angel zierlich aber lang genug. Ich bin gespannt wie es sich nach einer Schärfung bei der Rasur verhält:
















(Alle Fotos mit Nikon D300s, Tamron AF SP 1:2,8/17-50mm DiII VC, Zeitautomatik, kein Blitz, ISO 200 - 640)

Ciao

Razorback

Respekt dh: Sehr schönes Messer, gefällt mir sehr gut. :)
Wie alt ist das Teil denn? Ist ja wirklich in einem sehr schönen Zustand.

henning

Danke. Ich habe leider keine Ahnung. Iltis, Uburoy oder Fynn können meistens mit ungefähren Angaben helfen. Fynn hat mal ein ähnliches von Reynolds gezeigt:

https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,5940.msg220868.html#msg220868

Ciao

Razorback

Auf jeden Fall sehr schön. Wenn du es mal loshaben willst.... ;D ;D ;D

henning

Haha, Du bist ja fix :D. Na, das verwende ich aber erstmal selbst. Bekommt man in dem Zustand ja auch nicht alle Tage.

Ciao

Razorback

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Freude damit. :)

UbuRoy

#6
Erster ;-)

Bemaltes Horn.
Kein Blei- oder Hornkeil.
Recht moderne Nieten.
Und die aktuelle Klingenform auch recht anmutig.
Ich denke mal so frühestens um 1880 herum. Wenn, dann eher später und nicht früher bis hin zu 1900.

Eventuell ein sehr schöner Nachschliff samt Nachbeschalung einer ca. 1860er Klinge. Würde den fehlenden Verschliff erklären. Das einfärben des Horns (um auch damals schon wertvolles und sehr schwer zu verarbeitendes Schildpatt zu imitieren) war so um 1890-1920 auch recht state-of-the-art.

Diese Rohlinge sind eigentlich von der Form her älter. Ich schätze, die ca. 20-30 Jahre später nachgeschliffen.

Manchmal stelle ich mir vor, das das Messer als Erbstück vom Vater auf den Sohn übergegangen ist und der dann, um das Messer weiterverwenden zu können, einen Nachschliff veranlaßt hat.
Ich denke mal, ein Mann der damaligen zeit mit einer Lebenserwartung von damals vielleicht 45 - 70 Jahren hat das Messer in der Tat ziemlich abgenutzt sodas weitere Verwendung oft nur durch Nachschliff gewährleistet war.

Auf Grund vieler Kriege war Stahl damals auch häufiger als Kriegswichtiges Material deklariert und damit an neue Messer zeitweise nur schwer heran zu kommen. Also naheliegend, gerade in solchen Zeiten von besonders hoher Materialknappheit bei guten Stählen, diese Klingen nach zu bearbeiten.

Ich halte das sehr oft für ziemlich wahrscheinlich aber ist natürlich hoch spekulativ und läßt sich ganz sicher nicht mehr beweisen. Es sei denn, einige Urgroßväter stehen hier zur Befragung zur Verfügung?

Wäre interessant.

henning

Ah, danke. Aber doch, es scheint ein Bleikeil, wenn auch sehr dünn. Jedenfalls wird er sofort blank wenn ich leicht mit dem Fingernagel drüberkratze. Also die Klinge so ab 1860 und das genaue Alter ist nicht ganz auszumachen?

Ciao

UbuRoy

Ja, würde ich so ansetzen.

Mal sehen ob noch wer anderes was dazu beitrgen kann.

Fynn1177

1860 passt ungefähr versuche es mal noch genauer wenn mir morgen wieder etwas anderes als ein Eiertelefon zur Verfügung steht.

Gruß Nils
Es grüßt der kleine Nils

Zick Zack da war er ab :-)


Iltis

#10
Und gleich eine andere Meinung...

1880 halte ich für viel zu spät - da was Schalenmaterial anging, war Celluloid (leider)  schwer am kommen, und auch Schildpatt liess sich mit diesen Kunststoff nachahmen. Bemalte Hornschalen, meine Meinung nach, sind tendenziell früher (die Hornschalen würden mit eine Mischung aus Bleimennige und ungelöschten Kalk behandelt - ein Job das ich definitiv nicht machen möchte!).

Die Klinge ist, meine Meinung nach, nicht nachgeschliffen - das ist im Prinzip ein derbes Messer mit Wülsten an der Schulter, um das Schärfen zu erleichtern. Laut Ritchie & Stewart fing der hohlschleiferei um ca 1825 um, und ich glaube das  auch - ich habe den Eindrück, das diesen "Wedges mit Hilfskonstruktion" eine Art Parallelentwicklung zu die Hohlschleiferei darstellt - Sinn der Sache war ein Rasiermesser das man nicht freihand schärfen müsste, aber mit ein vertretbar kleinen Facette (die Nachteile grossen Facetten kennen wir, glaube ich, alle). Auf Dauer hat sich der Hohlschliff durchgesetzt - es ist einfacher auszuführen als  Wülsten am Schulter anzuschleifen. Mein Eindrück ist das bis ca. 1860 der Hohlschliff "gewonnen" hat - die Manufakturen und Schleifereien haben Schleifsteine mit entsprechenden Radien eingesetzt, um die Produktion zu erleichtern, und diese exotischen Formen werden immer seltener. Auch der relativ kurz gehaltene Angel spricht für mich für ein früheren Datierung.

Herr Roy hat Recht, die Nieten sehen neuer aus, und wenn man die dunkler Verfärbungen um die Nieten betrachtet, besteht der Eindrück, das die Schalen neuvernietet worden sind - auch die Tatsache, das der Keilniet, soweit ich es sehen kann, scheint nicht wirklich durch der Keil zu gehen, sondern knapp vorbei spricht dafür, das das Teil "umgebastelt" wurde.

Ich finde keine Information zu Daniel Grant als ein Produzent, also da ist kein Anhaltspunkt. Ich wurde das Teil ziemlich genau in die Mitte des 19 Jh. datieren, vielleicht sogar etwas früher.

Schönes Messer, übrigens, Henning, und genau nach meinen Gechmack - Glückwünsch!

Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

henning

Puh, habe schon befürchtet daß sich die Herren nicht ganz einig sind. Na, um ein paar Jahre geht es mir nicht. Ich denke der Verkäufer hat es evtl. aus den Schalen geholt um es zu polieren, oder danach gleich mit besseren Schalen versehen als evtl. vorher dran waren. Ich freue mich jedenfalls, daß es doch eine Antquität und auch noch ein eher unbekannter Hersteller ist. Danke für die Auskünfte.
Diese dunklen Flecken rechts und links auf dem kleinen Emblem aus Neusilber, konnte ich übrigens mit Autosol entfernen. Evtl. waren es sogar Polierreste.

Ciao

UbuRoy

Och. So sehr liegen wir alle doch gar nicht auseinander.

1860 für die Klinge haben ja alle gesagt.

Nur das ich behauptet hab, der Schliff und die Schalen seien von 1880 oder so.

Aber das ist eher auch nicht so wichtig.

Senser

Zitat von: UbuRoy am 15. Dezember 2010, 12:57:59
Erster ;-)

Bemaltes Horn.
Kein Blei- oder Hornkeil.
Recht moderne Nieten.
Und die aktuelle Klingenform auch recht anmutig.
Ich denke mal so frühestens um 1880 herum. Wenn, dann eher später und nicht früher bis hin zu 1900.

Eventuell ein sehr schöner Nachschliff samt Nachbeschalung einer ca. 1860er Klinge. Würde den fehlenden Verschliff erklären. Das einfärben des Horns (um auch damals schon wertvolles und sehr schwer zu verarbeitendes Schildpatt zu imitieren) war so um 1890-1920 auch recht state-of-the-art.

Diese Rohlinge sind eigentlich von der Form her älter. Ich schätze, die ca. 20-30 Jahre später nachgeschliffen.

Manchmal stelle ich mir vor, das das Messer als Erbstück vom Vater auf den Sohn übergegangen ist und der dann, um das Messer weiterverwenden zu können, einen Nachschliff veranlaßt hat.
Ich denke mal, ein Mann der damaligen zeit mit einer Lebenserwartung von damals vielleicht 45 - 70 Jahren hat das Messer in der Tat ziemlich abgenutzt sodas weitere Verwendung oft nur durch Nachschliff gewährleistet war.

Auf Grund vieler Kriege war Stahl damals auch häufiger als Kriegswichtiges Material deklariert und damit an neue Messer zeitweise nur schwer heran zu kommen. Also naheliegend, gerade in solchen Zeiten von besonders hoher Materialknappheit bei guten Stählen, diese Klingen nach zu bearbeiten.

Ich halte das sehr oft für ziemlich wahrscheinlich aber ist natürlich hoch spekulativ und läßt sich ganz sicher nicht mehr beweisen. Es sei denn, einige Urgroßväter stehen hier zur Befragung zur Verfügung?

Wäre interessant.


Tut mir Leid UBU, aber das ist alles reine Fabuliererei.
Dieses Messer ist in jeder Beziehung original, und zwar genauso, wie Henning es hier zeigt. Ich habe mehrere von diesen Dingern, die bis auf die Erlprägung mehr oder weniger gleich daher kommen.
Die Datierung kann allerdings stimmen ca 1880 - 1900.
Gruß Senser

UbuRoy

Jo, hab ich ja auch geschrieben -> "Hochn spekulativ"