Ein Schwerttag, ein Bluttag!

Begonnen von Phobos, 08. April 2008, 22:43:35

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Phobos

Speer wird zerschellen, Schild zersplittern, ein Schwerttag, ein Bluttag, ehe die Sonne steigt!

Oh, doch nicht.
Sorry, falscher Text.


Vor mir liegt eine weiße Schachtel, klein, unauffällig, mit goldenem Schriftzug.
Filarmonica, Nr. 14, daneben eine Unterschrift von José Monserrat Pou, dem Schöpfer dieser ehrwürdigen Klinge.

Im Hintergrund spielt Manowar – Warriors of the world und genau so fühle ich mich, als ich das Messer vorsichtig aus der Scheide ziehe. Der Stahl blitzt im Sonnenlicht als ich es prüfend hochhalte.
Mit festem Griff packe ich das Heft mit einer, den Hängeriemen mit der anderen. Zu den martialischen Klängen ziehe ich das spanische Breitschwert wiederholt über das Leder und fühle mich dabei wie ein Kreuzfahrer, der sich auf seine letzte Schlacht vorbereitet.
Das Lied wechselt, und zu den Klängen von Conquest of Paradise begebe ich mich mit stolzgeschwellter Brust ins Badezimmer.

Viele Gedanken schießen mir durch den Kopf, und vor meinem geistigen Auge ziehen die Stationen meiner bisherigen Mannwerdung vorbei. Das erste Fahrrad ohne Stützräder, die erste gewonnene Schulhofschlägerei.
Nichts hat je meine Virilität auch nur annähernd so unter Beweiß gestellt, wie das, was jetzt kommen soll. Ich bin aus einem Flugzeug gesprungen, habe das schönste Mädchen der Stadt zur Frau gemacht, Maschinengewehr und Panzerfaust abgefeuert, doch nichts ist so unmittelbar bedrohlich, wie sich mit einem höllisch scharfen Messer im Gesicht herumzuschaben.


Als die Musik wieder wechselt, während ich Königin Musgo im Gesicht aufschäume, schwant mir Übles und ich bin mir meiner Sache nicht mehr so sicher.
Wagners Ritt der Walküren nimmt mir beinahe den Mut, doch mein eiserner Wille zwingt mich, weiterzumachen.



(Fortsetzung folgt. Klaus: Nein, ich hab das Messer nicht abgezogen, das dient nur der Dramaturgie  ;))

samonis

wann kommt denn endlich das Blut?  ;D
Mein Schrank platzt, meine Haut produziert nicht mehr Bart und mein Konto geht vor die Hunde.

Olivia

Reitet, reitet nun zur Vernichtung und zum Ende der Welt!
Tod Tod Tod
Auf, Eolingas!

Phobos

#3
(Ich setzte den 2en Teil einfach mal hierher, da er aufgrund der Zeichenbegrenzung oben nicht dazupasst. Entschuldigt das Geschreibsel, es ist weder gut noch interessant, aber ich bin weder Journalist noch Schreiberling - man möge mir verzeihen!)

Wohlweislich schließe ich die Türe und blende Musik und sonstige Störenfriede aus. Langsam weicht der Schaum meine Stoppel ein, und ich nehme das Messer in die Hand für den ersten Zug – oder soll ich eher sagen, Schnitt?
Ich setze an, führe das Schwert meine Wange hinab zum Unterkieferknochen.
Setze ab, streife den blanken Stahl an einem Blatt Toilettenpapier ab und mache weiter.
Zug um Zug, Haar für Haar lichtet sich mein Bart. Man kann förmlich hören, wie die Haare vor Angst zittern und fast könnte man meinen, sie würden nur aus Ehrfurcht aus dem Gesicht springen, denn zu spüren ist nichts.

Doch einen kleinen Augenblick bin ich unaufmerksam. Ein kleiner Schmerz und schon ist es passiert, beim Rasieren mit dem Strich schneide ich mich ins Ohrläppchen. Zartes Rot, vermischt mit weißem Schaum ergibt ein wunderbares Rosa. Fasziniert sehe ich zu, wie ein Tropfen Tirolerblut die goldene Ätzung entlangläuft.
Wäre dies ein Film, so käme jetzt wohl ein markiger Spruch wie:

,,Im Feuer geschmiedet,
mit Eis gehärtet und
durch das Blut getauft.
Komm, und lichte die Reihen der Feinde.
Möge ihr Zahl noch so groß, und ihr Widerstand verzweifelt sein.
Gemeinsam, Seite an Seite, werden wir sie vernichten.
Das Übel an der Wurzel packen und für immer beseitigen."

Doch weder bin ich Aragorn, noch ist das Ding in meiner Hand Excalibur. So ist alles, was meinen Lippen entfleucht ein banales

,,Au!!"

Schlussendlich ist das Prozedere zu ende und ich spritze mir eiskaltes Wasser ins Gesicht. Einen letzten Tropfen Blut wasche ich noch ab, dann ist der Zauber vorbei. Ich versorge mein Werkzeug und verlasse das Badezimmer.
Aus den Lautsprechern schmettert mir der Triumphmarsch aus Aida entgegen und ich fühle mich gut.
Stark.
Männlich.
Ich könnte Bäume ausreißen.
Frohen Mutes binde ich mir eine Krawatte um und bereite mich darauf vor, die Welt zu erobern als mein Telefon klingelt.

,,Ja Mama.
Nein Mama.
Mach ich Mutti. Ist ok.
Danke Mama."

Das Leben kann so grausam sein.


TomH

Hut ab, Phobos, das hat sich richtig gut gelesen, Glückwunsch zur erfolgreichen Messerrasur... ;D ;)

kretzsche


moviemaniac

Sehr schön zu lesen - wunderbar, Phobos!  O0

Honka


Phobos

Zitat von: Honka am 09. April 2008, 12:57:45
Super Geschichte.

Aber gehört die nicht eigentlich hier hin:

https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php?topic=1317.0

;D ;D ;D


Wer lesen kann is klar im Vorteil  >D >D
Lies dir mal meinen letztn Beitrag dort durch!