Was ist das fürn Schlachtbeil? (GB, Kreuz, Anker)

Begonnen von Martin L, 18. September 2010, 13:04:25

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 5 Gäste betrachten dieses Thema.

Fynn1177

Ich kann beide Meinungen verstehen, einerseits sieht ein gut gemachtes neues Heft wirklich sehr gut an so einer Klinge aus, andererseits witziges Beispiel Dago. wir sind ja schließlich keine Schuhfetischisten sondern Rasiermesserfetischisten.
Und von da her verstehe ich auch Iltis das antike und besondere was ein gut erhaltenes originales Heft einen Rasiermesser zusätzlich an "Charakter"
verleiht.

Gruss Nils



Jeden das seine und mir alle schönen Rasiermesser  >D
Es grüßt der kleine Nils

Zick Zack da war er ab :-)


Dagobert

@ redmatze

natürlich reicht sauber machen und polieren und wem es gefällt muss nicht mal das sein.
Natürlich kann hier jeder seine Meinung sagen und das vorhin war eben meine.
Ich finde es nur nicht gut,das hier immer wieder (Gerade neuen Mitgliedern) Regelrecht versucht wird,ein schlechtes Gewissen zu machen,nur weil sie eine Schale austauschen möchten ,oder eine Klinge Polieren wollen.Wir sind hier ja in einem Rasierforum und nicht die Behörde für Kulturerhaltung.

redmatze

Ok, lasse ma des Thema

ich habe halt am Anfang meiner Leidenschaft selber vor Unwissenheit, drauflos gemacht und später bereut, seit froh dass ich Euch das nicht gezeigt habe ;D

Zitatsind hier ja in einem Rasierforum und nicht die Behörde für Kulturerhaltung

ich geb Dir da recht, aber e bissl Kulturerhaltung kann ja auch nicht schaden ;)

gruss an alle und Thema beendet (für mich)
Der Mund des Menschen, ist oft gefährlicher
als der Rachen eines Tigers.

Martin L

Also gerissen ist es schon ;-) Typische stelle am Niet vorne, Also da wo der Abstandshalter ist, also nicht der Drehpunkt des Messers. Da hat aber jemand ne Reperatur vorgenommen. Da sind einfach über und unter dem Riss zwei Niete oder Nägel durchgehämmert und abgefeilt worden.

An sich find ich es auch sehr schön in seiner rustikalität :-D nur gibt es auch keine Abstandshalter zwischen Angel und Griffschalten. Das Messer ist also unterschiedlich schwergängig je nachdem wie weit man es aus oder einklappt. Da frage ich mich sowieso, was man da am besten nimmt, da ja einfach runde unterlegscheiben das Problem auch nicht lösen. Es müsste unterschiedlich dicke Unterlegscheiben geben... also von rechts nach links dicker oder dünner...

Erst mal bleibts so, da ich mich an der Uni einfinde, verzweifelt meinen Mathe Rückstand aufarbeite, Fußball spiele, ne E Jugend trainiere und nen Trainerschein mache....

mit neuen Griffschalen ist also nicht vor Weihnachten zu rechnen.



Ich wiege bei der Entscheidung aber auch Originalzustand gegen Personalisierung. Auf der einen Seite ist das Messer so sehr schön, ewig so gewesen und hat sich wohl an die Schalen gewöhnt. Auf der anderen Seite wächst es mir glaub ich mehr ans Herz wenn ich mit meinen zwei zwar nicht linken aber auch nicht wirklich rechten Händen stundenlang manuell gefeilt, gesägt, geschmirgelt, gemessen, gebohrt, genietet habe.

Grüße
Martin

Iltis

Zitat von: redmatze am 23. September 2010, 18:00:22
gruss an alle und Thema beendet (für mich)

Für mich noch nicht. Ich hätte mich um eine Antwort auf meine Punkte auch gefreut, Dagobert. Gerade Neumitglieder versuche ich zum Nachdenken zu animieren, weil man davon ausgehen kann, sie sind mit die Problematik Erhalt/andere Ästhetik nicht vertraut, und es kann zumindest nicht schaden, es zu erwähnen. In die amerikanischen Foren fehlt eine solche moderierende Stimme, und die Umgang mit historischen Messer ist dementsprechend rabiat...
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Martin L

Da hast du recht, da erkennt man nicht mehr dass es alt ist. Deshalb find ichs auch richtig, darauf hinzuweisen, dass etwas Antikes auch was besonderes ist.

Hier kann immerhin noch jeder selbst entscheiden, wenn das Messer einmal komplett aufamerikanisert wurde ist das vorbei.

Grüße
Martin

UbuRoy

Also, ich persönlich mag einfach keine neuen Holzschalen.

Aber ich habe trotzdem schon dutznede und aberdutzende Messer neu beschalt, weil die alten Schalen kaputt waren oder mir kaputt gegangen sind.
Dazu habe ich natürlich alte Schalen von anderen Messern verwendet. Immer bemüht, die Zeit und den Stil möglichst optimal hinzubekommen.

Das ist nicht ganz trivial, da keine Beschalung in Größe und Form wirklich 100% einer anderen gleicht und man selten identische Schalen vorliegen hat.

Dank Dagobert und einiger anderer, die mir immer wieder alte Schalen zur Verfügung gestellt haben (einige hundert sind schon nötig dafür), habe ich etliche Messer wieder hinbekommen. Im Originalzustand sind die aber nicht!

Neue Pins, andere Schalen, andere Keile usw. Teils mit der Feile nachbearbeitet, mit Scheiben dazwischen etc.

Ich finde es viel wichtiger, wenn die Leute sich ALLE die Mühe machen würden, die alten beschädigten Schalen zumindest korrekt und Zerstörungsfrei zu entfernen und z.B. mir zuzuschicken.
Ich wette 100:1 die meisten zerstören die alten Schalen beim entfernen aus bequemlichkeit, weil sie entweder denken, eine Hälfte ich eh hin, wozu also die andere Hälfte mühsam "entpinnen" oder sie gehen ihnen beim entfernen einfach zu Bruch. Und das geschieht extrem leicht, wenn man nicht wirklich erfahren ist und selbst dann gibt es immer wieder kaputte Teile zu beklagen. Es ist fast unmöglich, eine zersörte Seite einer Bechalung mit einer nahezu identischen zu ersetzen. Bei 1000 Schalen findet man vielleicht mal eine wirklich passende.

Also bitte. Jedes Messer mit neuen Schalen macht einerseits die erhaltenen originalen immer wertvoller (danke dafür ;-)
Andererseits: Tauscht so viel ihr wollt, nur zerstört nicht die alten Schalen, egal in welchem Zustand sie sind.
Ich puzzle mir daraus immer wieder wunderschöne und vollständige Messer zurecht.

UbuRoy

Übrigens ist es in meinen Augen ein ganz erheblicher Unterschied, ob jemand eine Beschalung ersetzt und das Messer behält und selbst verwendet, oder wenn er die Originalität nur deswegen ruiniert um beim Verkauf mehr Gewinn zu machen.
Letzteres ist in meinen Augen fast schon kriminell. Da wir ja schon in Metaphern über Schnürsenkel geredet haben:

Das ist, als würde einer die Nofrete Büste abschleifen, die Bruchstellen mit Glasfasermatten reparieren, nach zeitgemäßen Farbempfinden neu bemalen, alles mit Klarlack überlackieren und das Ding an einen Amerikaner verkloppen. Und die amerikanischen Kollegen scheren sich in erster Linie oft wirklich einen Dreck um Historie, was bei Ihnen leider (sozio-)kulturell und historisch bedingt ist. Hauptsache der äußerere  Schein und der Preis stimmen.

Das müssen wir hier nicht haben, oder?

Ede_Wolf

Also ich verstehe beide Seiten.

Ich selbst hab ziemlich im Feuer gestanden, als ich stolz eins meiner frisch ersteigerten Messer ins Forum gestellt habe. Die blanke Verachtung schlug mir entgegen. Nun steh ich recht fest auf meinen Fuessen, seltsam war es aber trotzdem.

Ich selbst entferne an meinen Messern all das, was mir nicht gefaellt. Egal ob es Schalen sind, Pins, Patina oder der Schmutz der Jahrhunderte.

Wenn aber jemand seine Leidenschaft im Erhalt eben dieser ueber die Jahrzehnte verdienten Sporen hat - bloss nicht von meinem Geschmack aufhalten lassen!

Ich veroeffentliche Bald ein paar Bilder meines aktuellen Patienten. Ich hoer die "Sakrileg"-Rufe schon. Aber jetzt kann ich sie einordnen.

Die Welt ist bunt, Leute...

Dagobert

@ redmatze

" bissl Kulturerhaltung kann ja auch nicht schaden "
Natürlich nicht,ich gehöre ja eigentlich auch zu den Leuten,die versuchen möglichst den Originalzustand zu erhalten.
Wenn aber doch jemand zum Ausdruck bringt,das ihm die Schale nicht zusagt und er sie wechseln möchte,werde ich nicht versuchen ihn von etwas anderem zu überzeugen.Ich denke,ein Hinweis in Richtung (Du solltest aber die alten schalen aufbewahren,möglicherweise siehst du die Sache mal anders und möchtest sie doch wieder am Messer haben) sollte genügen.

@ Iltis

ein Denkanstoss zu geben ist natürlich ok,das war auch nicht auf dich alleine bezogen und nicht nur auf diesen Post,es gibt noch reichlich andere,wo massiv auf Leute eingeredet wurde.
Die Schnürsenkel sind meiner Meinung nach dafür gedacht,um die Schuhe zu halten und nicht um ausgewechselt zu werden.Genau wie ein Heft dazu gemacht ist die Klinge zu halten und zu schützen.

"wenn Jeder nach Lust und Laune sein Messer umbaut, gibt es irgendwann keine alte Messer mehr, nur Verbastelten. Fändest du das gut?"
Da gebe ich dir vollkommen recht,das würde ich auch nicht gut finden,dennoch bleibt es jedem selbst überlassen das zu tun.

ich habe euch trotzdem alle Lieb

Gruß Rolf



Martin L

Jo ich denk mal das wichtigste ist gesagt.

Wenn jemand sein Messer für sich behalten und damit glücklich werden will soll er einfach machen was er will.
Wenn jemand Messer zum Wiederverkauf einkauft und dann Umbastelt tut das einigen verständlicherweise in der Seele weh.
Wenn dieser Jemand aber die Schalen sorgfältig wechselt und Ubu zukommen lässt ist er besänftigt ;-).

also falls ich mich entschließe zu wechseln feile ich die Pins mit ner Nagelfeile ab und pack die Schalen in nen Paket und schick sie los.

Ers ma geh ich mich aber jetz rasieren :-D

Grüße
Martin

redmatze

ZitatErs ma geh ich mich aber jetz rasieren :-D

Gute Idee! mach ich auch jetzt.
Der Mund des Menschen, ist oft gefährlicher
als der Rachen eines Tigers.

harrykoeln

Es geht hier zunächst einmal um das Messer von Martin L, nicht um die Diskussion, altes Erhalten oder nicht. Sollte sich der Strang hier weiter in letztere Richtung entwickeln, machen wir einfach nen neuen Faden auf.

Generell bin ich strikt gegen eine Grundsätzlichkeit, also alte Schalen immer runter zu reissen, egal in welchem Zustand sie sind und sie durch neue zu ersetzen. Viele Messer (keineswegs alle) verlieren hierdurch an Ursprünglichkeit, sie verlieren ein Stück ihrer Vergangenheit. Wie in vielen anderen Dingen auch, ist das persönliche Empfinden die Triebfeder. In meinem Bekanntenkreis hab ich beide Extreme.
Die einen reissen "den alten Shyce" grundsätzlich runter, dängeln neue Edelholzhefte hin und polieren die Klingen dermassen auf, das du keinen Rasierspiegel mehr bräuchtest.
Die anderen versuchen, alles was alt ist zu erhalten. Nur grober Schmutz und Rost wird entfernt, Hefte kommen nur runter, wenn sie wirklich so kaputt oder verzogen sind, das die Klinge ins Heft schreddert oder du dich böse schneiden kannst. Ansonsten wird poliert, gespachtelt, geklebt was das Zeug hält.
Ich finde, das muss jeder für sich ganz alleine entscheiden. Sehr schön finde ich, auch als Mod, das diese Diskussion hier von beiden Lagern sehr sachlich geführt wird.
Dennoch dürfen beide Lager ihre Meinung kundtun, das ist auch sehr gut für den Thread-Owner. Nur, wenn er beide Seiten hört, kann er sich sein Messer unter allen Aspekten betrachten und dann eine Entscheidung treffen.

Ich kann Iltis und UbuRoy sehr gut verstehen, sie sprechen mir prinzipiell aus der Seele. Was teilweise unnötigerweise ersetzt wird, das kann schon das kleine Herzlein bluten lassen. Aber auch was Dagobert sagt, ist für mich gut nachvollziehbar. Oftmals musst du beides sehen um Dich letztendlich entscheiden zu können. Erstmal ein neues Heft ranmachen, gucken welches besser aussieht und dann evtl wieder umbauen. Die Niete ist dann vielleicht nicht mehr original, aber ein altes Messer muss auch so schon mal aus seinem ollen Heft raus, um Rost oder andere Ablagerungen ums Erlloch rum gescheit entfernen zu können. Das stimmt, das tut der Sache in meinen Augen überhaupt keinen Abbruch.

Wenn ich einen Rat geben darf, dann würde ich, gerade beim Erstlingswerk, designtechnisch nicht versuchen, vollkommen neue Wege zu beschreiten. Eher eine Heftform wählen, die nah am "08/15-Standard" liegt. Die Erfahrung zeigt, das die meisten Hefte nicht weit von dieser Form weg sind.  



 
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

marki

Bin ja noch nicht so lange vom Messervirus infiziert wie manch anderer hier. Trotzdem war für mich vom Anfang an klar, dass einem historischen Messer seine Geschichte nicht genommen werden darf! Habe auch nichts gegen neue Schalen, aber nur dann, wenn die Alten hinüber sind. (Es gibt übrigens genug Klingen auf dem Markt, welche ein Neues Heft brauchen.) Finde einfach dass ich dies den damaligen Messerherstellern schuldig bin und zolle Ihnen auf diese Weise meinen Respekt.

Was ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist das "extreme spieglepolieren" wo teilweise Alles rundgeschliffen und dem Messer jegliche Lebenserfahrung genommen wird. Solche Leute sind mit den historischen Messern definitiv falsch bedient! (Es gibt doch genug neuere Messer.) Die sollten sich fragen, warum sie historisches Kulturgut unwiederbringlich zerstören. Ich denke viele sind sich gar nicht bewusst was sie da gerade anrichten......

Ich halte es daher für äusserst wichtig darüber zu informieren. Schlussendlich enscheidet aber jeder selbst.....

Schöne Grüsse

PS: Wie Harry schon geschrieben hat. Vieleicht sollte der Strang verschoben werden.


Martin L

Viel schlimmer ist, dass das rasieren nicht klappt :-D.

Also nach dem rasieren besteht es nur noch knapp den Haartest. An den Wangen fühlt es sich an als würde es x mal so gut rasieren wie meine anderen Messer. Am Kinn und am Hals ist es ne Katastrophe..... Irgendwie komm ich da mit dem riesen Ding nicht klar (bisher).

Wäre außerdem Schalentechnisch nicht mein Erstlingswerk und würde auch nah an einer normalen Form bleiben ;-) aber erst will ich mich damit rasieren können.

Grüße
Martin