Unterscheidung Halb-/Vollhohl

Begonnen von Drei, 24. September 2007, 13:44:39

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Drei

Aus Schnittzeichnungen ist mir die Unterscheidung zwischen Halb- und Vollhohlen Klingen durchaus geläufig. Wie sieht es jedoch aus, wenn die Klingen in Natura vor einem liegen und nicht entsprechend geprägt sind. Ist mit dem bloßen Auge unterscheidbar, welche Klingenform vorliegt?

herzi

Ich hatte ein vollhohles Gotta bei dem konnte man den ersten Wulst, den vollhohle Messer haben, mit bloßem Auge sehen wenn man von oben draufsah. Der "Graben" hat das Licht anders reflektiert.
Wenn man von vorne senkrecht auf das Messer, sozusagen wie auf einen Schnitt durch das Messer, schaut kann man die Schleiffacette  ganz gut erkennen.
Gruß,
Stefan

Senser

Hallo Drei
Es gibt da eine gewisse Henkel-Scala. Ich müßte die mal einscannen und posten. Soweit ich weiß ist das die einzige Norm, die es diesbezüglich gibt und stellt über zehn verschiedene Stufen dar. (14?) Selbst wenn man diese Scala zur Verfügung hat, ist es uns Laien aber kaum möglich den Grad des Hohlschliffs anhand der Scala zu bestimmen.
Ich beschränke mich daher auf vier Beschreibungen, die da lauten: Derb (kaum hohl, werden schon lange nicht mehr hergestellt), halbhohl (wird noch hergestellt), vollhohl (üblich) und super oder extra besonders ultra hohl. Als Musterbeispiel dient hier das Dovo Prima Klang. Ich glaube TI stellt auch noch ein super hohles (singende Klinge) Messer her.
Früher war eine solche Klinge gar keine Seltenheit. Seit der Erfindung der "Hexe", war das auch keine Hexerei mehr.
@ Herzi
Den ersten Wulst nennt man "Wall"
Gruß Senser

Drei


Das bringt Licht ins Dunkel, Senser. 14 Stufen, alles klar.

Der Hintergrund ist folgender, mein Bengall habe ich die ganze Zeit als derb eingestuft, die Klinge ist allerdings bei Draufsicht von vorne zwar leicht konkav geformt, das Ding ist aber bocksteif. Verwindung nicht möglich, die Schleiffacette sicher ein Millimeter breit. Mein Schwarte ist deutlich stärker konkav geformt, hat aber keinen (sichtbaren?) Wall. Zwischen beiden liegt ein sehr großer Unterschied im Rasierverhalten. Himmelweit. Und trotzdem sollte das Bengall viertelhohl und das Schwarte halbhohl sein. Da hatte ich so meine Schwierigkeiten, mit dieser Einordnung.


P.S.: Gute Funktion, das mit der "Warnung" vor einem aktuellen Beitrag.

Bartisto

Zitat von: Senser am 24. September 2007, 14:05:26
Hallo Drei
Es gibt da eine gewisse Henkel-Scala. Ich müßte die mal einscannen und posten. Soweit ich weiß ist das die einzige Norm, die es diesbezüglich gibt und stellt über zehn verschiedene Stufen dar. (14?) Selbst wenn man diese Scala zur Verfügung hat, ist es uns Laien aber kaum möglich den Grad des Hohlschliffs anhand der Scala zu bestimmen.
Ich beschränke mich daher auf vier Beschreibungen, die da lauten: Derb (kaum hohl, werden schon lange nicht mehr hergestellt), halbhohl (wird noch hergestellt), vollhohl (üblich) und super oder extra besonders ultra hohl. Als Musterbeispiel dient hier das Dovo Prima Klang. Ich glaube TI stellt auch noch ein super hohles (singende Klinge) Messer her.
Früher war eine solche Klinge gar keine Seltenheit. Seit der Erfindung der "Hexe", war das auch keine Hexerei mehr.
@ Herzi
Den ersten Wulst nennt man "Wall"
Gruß Senser


Grüß Dich Senser,

Hier ist die Henkel-Scale

http://www.magix-photos.com/permamedia?exportclassid=67AE9F50639011DC9E277E42D955FAEF

Bartisto


henning

Also, das XIV ist eindeutig mein Krauss O0. Muß mal sehen wie ich das fotografiert bekomme.
Ciao

Senser

Zitat von: Drei am 24. September 2007, 14:19:01
... Mein Schwarte ist deutlich stärker konkav geformt, hat aber keinen (sichtbaren?) Wall. Zwischen beiden liegt ein sehr großer Unterschied im Rasierverhalten. Himmelweit. Und trotzdem sollte das Bengall viertelhohl und das Schwarte halbhohl sein. Da hatte ich so meine Schwierigkeiten, mit dieser Einordnung...
Meines Wissens gibt es den Wall erst, seit es die Hexe gibt. Also irgendwann um 1880 (?) Auf der Hexe war es möglich, eine Klinge maschinell mit hoher Wiederholgenauigkeit extrem hohl zu schleifen. Dann wurde die Klinge gepliestert, dh. jetzt wurde ein Bereich von etwa 4 mm von der Schneide aus nochmal dünner geschliffen. Dies geschieht nicht mehr auf dem Schleifstein, sondern auf sogenannten Schwabbelscheiben. Das sind meist Polierscheiben aus Textil, Filz, manchmal auch Leder. Der Durchmesser war bei den Scheiben, die ich mal in Einsatz gesehen habe ca. 400 mm. Auf die Klinge wird zu diesem Zweck eine Schleifpaste aufgetragen. Den Übergang von diesem Schleifbereich zu dem Bereich, der mit der Hexe erstellt wurde, nennt man Wall. Das ist auch der kritischste Arbeitsgang bei der Herstellung. Geht hier etwas schief, dann war jede Menge Vorarbeit für die Katz und das Messer kommt in die Tonne.
Vor dieser Zeit wurden die Messer ausschließlich von Hand hohl geschliffen, was diesen extremen Schliff nicht zuließ, aber trotzdem noch um Einiges schwieriger war.
Gruß Senser

Senser

Hallo Bartisto
Da bist du ja. Ich hatte mir schon überlegt, ob ich nicht mal solange haarsträubenden Unsinn schreiben soll, bis du es nicht mehr aushälst. Das ist ja nun nicht mehr nötig.
Freut mich.
Gruß Senser

henning

Hallo
ich glaube ich konnte hier, beim 8/8 KRAUSS, ganz gut einfangen, wie die Klinge sich erst verjüngt und dann wieder zu diesem Wall verdickt, um dann wiederum zur Schneide hin dünner zu werden:
.
Fragen hätte ich hierzu. Ich wüßte gern ob es ein derbes ist. Mein 7/8 Wade&Butcher:
.
Und was ist mit meinem Polen-Messer? Viertelhohl, Derbe:
.

Und was ist mit den Frameback-Messern:
.
Bin mal gespannt.
Ciao

Senser

@ Henning
Ga W&B ist auf jeden Fall ein derbes Messer. Das polnische würde ich als viertel hohl bezeichnen (schau mal auf die Henkelscala, die Bartisto gepostet hat)
Framebacks werden da nicht erfasst und stellen auch eine Ausnahme dar. Im Rasurverhalten ähneln sie etwa den halb- bis viertel hohlen.
Gruß Senser


henning

Trotzdem verstehe ich nicht ganz, daß ich gerade mit beiden Extremen so gut zurecht komme. Das derbe 7/8 W&B ist mir genau so lieb wie das vollhohle 8/8 KRAUSS. Verhalten sich beide natürlich völlig anders und sind aber, ob ihrer Sanftheit, beide so ziemlich meine Lieblingsmesser. Mal abgesehen vom, auch vollhohlen, 6/8 ERN.
Ciao

Senser

ob blond, ob braun, ich liebe alle...
Senser

Bengall Reynolds

@ Henning
Wahrscheinlich ist etwas Einbildung mit dabei? Die Messer die einen Optisch besonders anmachen werden auch beim rasieren anders wahrgenommen.

Ich glaube bei nicht allzu störrischem Barthaar kann man sich mit fast allen Klingentypen gut bis sehr gut rasieren.
Hat man allerdings einen besonders festes, starkes, störrisches Barthaar ist es weit schwieriger ein besonders geeignetes Messer zu finden.

Komischer Weise scheint es so, als wären die meisten Kerle besonders darauf bedacht einen "sehr starken Bartwuchs" haben zu wollen  ;D

Besonders auffällig ist das bei Rasiermessern für den französischen Markt.
Da gab es nahezu kein Rasiermesser auf dessen Klinge nicht eingeätzt oder graviert wurde "für starken (oder besonders starken) Bartwuchs".
Die Klingenform des Messers war offensichtlich eher zweitrangig?
Hauptsache es steht darauf das man einen starken Bart haben muss um sich damit gut rasieren zu können!?!
On a long enough timeline, the survival rate for everyone drops to zero.

urza

Zitat von: Bengall Reynolds am 07. Oktober 2007, 12:23:07
@ Henning
Wahrscheinlich ist etwas Einbildung mit dabei? Die Messer die einen Optisch besonders anmachen werden auch beim rasieren anders wahrgenommen.

das Stimmt so nicht, ich habe zwei Arten von Messern, die die mir gefallen und die die wirklich gut rassieren. Die Schnittmenge beider ist leer, oder zumindest fast leer.
,,Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie allgemeines Gesetz werde."

    – Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 421 [Reclam S. 68]

henning

Also meine ERN, die heißgeliebten, lassen optisch auch nicht gerade juchzen. Mit Plastikschalen und unprätentiöser Ätzung, gehören sie optisch nicht zu meinen Lieblingen. Und ein unscheinbares Reynolds, mit windschiefen gelblichen Schalen gehört auch zu meinen Lieblingen, weil es so schön sanft und gründlich ist. Da möchte ich Dir nicht folgen Bengall. Ich habe auch ein Henckels, daß eine geile Rasur gewährt, aber so einen fetten Altersflecken hat, daß ich es wohl mal verkaufen werde. Ein gutes Beispiel ist auch der Futur-Hobel, den ich potthäßlich finde, aber der fast genau so geil rasiert wie mein göttlicher Progress, den ich wiederum wunderschön finde.
Grundsätzlich möchte ich es aber nicht verneinen, daß eine schöne Optik manch mittelmäßige Rasur übertüncht.
Ciao