Messerbau

Begonnen von max, 03. August 2010, 19:40:30

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max

Hallo zusammen,

dieses Thema finde ich ausgesprochen interessant und würde mich gerne mal daran versuchen. Bevor ich allerdings loslege und mit den Stahl besorge wollte ich nachfragen, was man überhaupt alles für den Messerbau braucht und wie man vorgehen sollte.

Für den Stahl wollte ich mir 1.2210 Silberstahl in der Bucht kaufen (Oder gibt es bessere Quellen?). Ich habe grob geschätzt, dass der (leider nur als Rundstahl erhältliche) Stab 14 mm Durchmesser haben sollte. Diesen werde ich dann ganz grob in Form schmieden. Wie lasse ich dann den Stahl am besten abkühlen, um ihn möglichst weich zur weiteren Verarbeitung zu haben? Solange der Stahl noch nicht gehärtet ist, kann ich doch mit dem Bandschleifer ohne Bedenken grob die Form herausarbeiten. Zum Härten würde ich sie dann weggeben. Wenn die Klinge sowieso eine derbe Form bekommen soll, sollte das härten doch eigentlich keine große Veränderung der Geometrie haben, oder? Danach dann nur noch mit langsam laufendem Bandschleifer die Schneide etwas feiner herausschleifen und immer gut kühlen. Danach würde ich dann einfach mit etwas Politur (und ggf. Dremel) die Klinge polieren, Schalen anbringen und dann schärfen.

Habe ich dabei irgendwelche wichtigen Schritte vergessen? Brauche ich noch spezielle Werkzeuge?

Schöne Grüße
Max

kw

Hi Max,

gib mal als nette "Suchlektüre" den Begriff "Buddel" hier ein...und du weißt, was Blut, Schweiß und viel Arbeit bedeuten. Aber auch mitunter tolle Ergebnisse.


Ede_Wolf

Du hast noch ein paar Feinheiten vergessen.

Schau mal im Messerforum nach, da gibt es einige Anleitungen zum Schmieden.

Hier nur mal kurz, was ich als Dilettant aufgeschnappt hab: Schmieden, schleifen (Bandschleifer) - aber nicht zu dünn. Härten (Wissenschaft für sich), anlassen und Feinschliff (kalt) - Reihenfolge ist möglicherweise falsch. Bei so etwas Diffizilem und Filigranem wie einem Rasiermesser seh ich da ein wenig Frust kommen.

Versuchs doch erst einmal mit einem ganz groben Messer fürs Zelten. Ist schwer genug.

Und wenn Du es ernsthaft lernen willst, frag doch mal beispielsweise in der Lindenschmiede nach. Da wirst geholfen.

max

Zitat von: kw am 03. August 2010, 19:48:11
gib mal als nette "Suchlektüre" den Begriff "Buddel" hier ein...und du weißt, was Blut, Schweiß und viel Arbeit bedeuten. Aber auch mitunter tolle Ergebnisse.

Ja durch Buddels Messer bin ich ja erst auf den Gedanken gekommen  ;)

@Ede_Wolf:
Geschmiedet habe ich schon, dass sollte nicht das Problem sein. Viel mehr Sorgen bereitet mir das Schleifen bzw. dass es nacher nicht krum ist, die Facette zu breit usw.

Barth

Wenn krumm machste es nochmal heiß und danach wieder gerade - und dann auf ein neues .

Denke so 1,2 mal sollte der Stahl das verkraften.
Was wohl passieren würde wenn man vorm Candyman stünde und 5 x  hintereinander -''Spiegel''- sagen würde . . .

max

Zitat von: Barth am 03. August 2010, 21:31:19
Wenn krumm machste es nochmal heiß und danach wieder gerade - und dann auf ein neues .

Denke so 1,2 mal sollte der Stahl das verkraften.

Ich wollte es ungern zwei mal zum härten geben. Das kann ich mir wahrscheinlich nicht leisten  ;)
Deshalb lass ich die Klinge an der Schneide lieber zu dick als zu dünn.
Selber härten ist wahrscheinlich ohne geeignete Instrumente nicht zu empfehlen nehme ich an.

Buddel hat mir mal den Tip gegeben, dass man für den Anfang auch Feilenstahl nehmen kann. Ich denke doch eher, dass ich für meinen ersten Versuch einfach ne alte Feile verdreschen werde. Kann ich eine sanfte Rasur erwarten, oder ist das dann bestenfalls so eben rasiertauglich?

Ede_Wolf

Ganz sicher kannst Du eine Feile nehmen.
Eins meiner schönsten und schärfsten Küchenmesser war in seinem Kern mal eine Feile.

Da die Schneide auf 64HRC gehärtet ist muss ich zwar vorsichtig damit umgehen, aber bin trotzdem sehr stolz drauf.

Barth

Naja aber so besonders schmieden lassen sich Feilen irgendwie nicht , hab das nur einmal angetestet dann wieder gelassen .

Aber wer damit zurecht kommt kann daraus ganz gute Schneiden herstellen .

Ich würde es mit dem Silberstahl versuchen.Wenn der 14 dick ist kriegste da mehrere Klingen draus , erstmal schön ausrecken das ganze , dann wird das schon.
Was wohl passieren würde wenn man vorm Candyman stünde und 5 x  hintereinander -''Spiegel''- sagen würde . . .

Buddel

#8
Nach allem was ich gelesen habe, ist Feile super geeignet. Demnächst werden eigene Versuche folgen. Einzig man muss aufpassen, dass man nicht nur eine am Rand aufgekohlte Feile erwischt. Dann ist der Stahl nur außen härtbar und nicht für Rasiermesser geeignet. Überprüfen kann man das wohl, in dem man vorn an der Feile 5 mm abflext und diese Stelle dann ätzt. Ergeben sich keine Unterschiede im Ätzbild, ist die Feile geeignet.
Falls das keine Option ist muss man sich auf die Faustregel verlassen, je größer die Feile, desto höher die Gefahr das sie nur aufgekohlt ist. Bei normalen Feilengrößen oder Feilen von Qualitätsherstellern (Pferd, Dick, etc.) ist man aber meist auf der sicheren Seite.

Wenn du den Silberstahl von Hand umschmieden willst, hast du dir was vorgenommen  ;) Hier ist ein Luft- oder Federhammer Gold wert. Wenn du im Schneidbereich dann 0,5 mm stehen lässt und dahinter einen derben Schliff hast, sollte sich beim härten nichts mehr verziehen. Wenn du magst kannst du das Messer auch zu mir zum härten schicken. Kostet einen 10er plus Porto. Da kann ich dir auch dafür garantieren, dass die Haltezeiten nicht zu lang sind und die Schneide mit Härtlack gegen Entkohlung geschützt wird. Bei jedem anderen auf Messer spezialisierten Härter ist das aber nicht viel anders. Nur bei Industriehärtereien muss man ein bisschen aufpassen, da da oft einzelne Stücke in Chargen mitgefahren werden, wo sie mehr oder weniger gut mit reinpassen. Das kann in Fällen von zu langen Haltezeiten schon mal zu Kornwachstum führen.

Eine Einfache Anleitung bezüglich des Schleifens findest du hier: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,5569.45.html

Ach so, fast vergessen: Weichglühen
Bei 1.2210 liegt die Temperatur dafür bei 710-740 Grad. Am Besten das Messer nach dem schmieden normalisieren und dann in der Glut oder im Ofen langsam über Nacht auskühlen lassen. Um Entkohlung zu vermeiden, kann man das Messer auch in ein mit Holzkohlestaub gefülltes Eisenrohr stecken, dessen Enden mit luftdicht mit Lehm verschlossen werden. Wenn man allerdings nicht auf Endmaß schmiedet, wird die Entkohlung nur in den Randbereichen erfolgen, die man dann sowieso wegschleift, dann kann man sich das auch schenken, muss aber mehr schleifen oder flexen  ;)

Beim schleifen vor dem Härten kannst du eigentlich mit dem Stahl treiben was du willst. Im schlimmsten Fall kommen Spannungen ins Material, die sich beim langsamen erwärmen vor dem Härten aber wieder abbauen.

Frohes Schaffen und toi, toi, toi...
Mit dem Messer, rasiert sichs besser.

max

Oha, ich hab mich verrechnet. Bei meinem 6/8 ist die Klinge ~5mm breit und ~20mm  lang. Wenn ich es schmiede und schleife, sollte ich es schon 7x25mm groß machen, da ja noch was weggeschliffen wird. Macht eine Fläche von ~90mm^2. Das entspricht einem Kreis mit Durchmesser von ~10.5mm. Da es zwangsweise in die Länge geht, nehme ich lieber einen 14mm Stab.

Ich habe leider noch nie Silberstahl geschmiedet. Und einen Luft-/Federhammer gibts in der Schmiede auch nicht. Naja, dann werde ich das mal mit einer Feile probieren. Ich würde mal schätzen, dass bei älteren Feilen die Chance größer ist, dass sie komplett aus "Feilenstahl" bestehen. Oder ist dann die Gefahr zu groß, dass sie einen zu unreinen, oder ungeeigneten Stahl bestehen? Ich hätte nämlich noch einige große Feile, die sicherlich über 50 Jahre alt sind.

So denn ich eine geeignete Feile finde, bringe ich sie zum Glühen und lasse sie langsam abkühlen, um sie weicher zu machen, oder? Dann sollte der Stahl doch einigermaßen bearbeitbar sein hoffe ich.

Vielen vielen Dank für die Tips und das Härte-Angebot Buddel! Das nehme ich sehr gerne in Anspruch  :)

Edit: Ah das mit dem Weichglühen hat sich somit auch geklärt  ;) :)

Tim Buktu

Für mich hat sich das mit dem "Weichglühen" noch nicht geklärt.  ;) :'(
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Buddel

Zitat von: Tim Buktu am 03. August 2010, 23:31:44
Für mich hat sich das mit dem "Weichglühen" noch nicht geklärt.  ;) :'(

Was willst du denn wissen?  :D
Mit dem Messer, rasiert sichs besser.

Tim Buktu

Ich möchte gerne wissen ob es so stimmt wie er oben beschrieben hat. Und wenn nicht, was passieren würde wenn er es so machte und wie man es richtig macht. :)
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Buddel

Das verstehe ich jetzt wieder nicht  :-\

Hier steht doch eigentlich schon alles zum Weichglühen: Bei 1.2210 liegt die Temperatur dafür bei 710-740 Grad. Am Besten das Messer nach dem schmieden normalisieren und dann in der Glut oder im Ofen langsam über Nacht auskühlen lassen. Um Entkohlung zu vermeiden, kann man das Messer auch in ein mit Holzkohlestaub gefülltes Eisenrohr stecken, dessen Enden mit luftdicht mit Lehm verschlossen werden. Wenn man allerdings nicht auf Endmaß schmiedet, wird die Entkohlung nur in den Randbereichen erfolgen, die man dann sowieso wegschleift, dann kann man sich das auch schenken, muss aber mehr schleifen oder flexen
Mit dem Messer, rasiert sichs besser.

Tim Buktu

Asche auf mein Rübe! :-[
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!