Sehr alte Rasiermesser aus der Zeit VOR 1840

Begonnen von UbuRoy, 17. Juni 2010, 08:57:36

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UbuRoy

Ist natürlich schwer zu sagen, ob die Messer in der Tat so alt sind, aber ich gehe ziemlich sicher davon aus:

Hier ein unbekanntes französisches mit sehr schönen Beinschalen:
http://personal.joerg-scheffler.info/html/alte_rasiermesser_101.html

Aufgrund Beschalung, Klingenform, fehlende Angel schätze ich es auf 1820
Den Erlniet mußte ich ersetzen.

UbuRoy

Hier noch ein Messer aus Cast Steel:
http://personal.joerg-scheffler.info/html/alte_rasiermesser_42.html

Ca. 1830-1840 schätze ich mal.

Hornschalen, sehr kurze Angel. Sehr schwierig zu schärfen. Hat ewig gedauert und mußte es dann harry überlassen, es Rasurfertig zu bekommen. Einziges altes Messer an dem ich beim schärfen gescheitert bin.

Rasiert gut.

UbuRoy

Und ein weiterer sehr alter Franzose.
Auch noch aus der Zeit als die Hersteller auf dem Erl nicht eingeschlagen wurden:

http://personal.joerg-scheffler.info/html/edle_rasiermesser_170.html

Um 1830 herum denke ich. Könnte Napoleonisch sein. Jedenfalls Empirestil.
Wunderbare Elfenbeinschalen. Erlniet mußte ich erneuern.

War erstaunlich einfach zu schärfen und rasiert äußerst angenehm, wenn auch nicht übermäßig gründlich.

eTom

Wunderschöne Messer!
Hier sieht man einmal, dass es Unterschiede gibt.
Es gibt einerseits Sammler, die anspruchsvolles Material zusammentragen. Dann gibt es andere, die nur hirnlos die Bucht leer fegen.
Wirklich einsame Klasse, UbuRoy!

UbuRoy

Bei diesem bin ich nicht sicher wie alt es ist. 1840 herum schätze ich:

http://personal.joerg-scheffler.info/html/alte_rasiermesser_72.html

Hornschalen mit Silbereinlage.

UbuRoy

Hier ist ein Medaille B:

Es ist bereits gemarked, aber hat noch eine sehr kurze Angel.
Und gerade Hornschalen. Ziemlich sicher auch 1840 herum:

http://personal.joerg-scheffler.info/html/alte_rasiermesser_111.html

Diese Messer sind grandiose Rasierer. Ich habe noch diverse andere sehr ähnliche. Alles äußerst schwere und massive Klingen. Aber rasieren unglaublich angenehm und sehr sanft.

Nennen sich meist Medaille D'or oder Medaille xxxxx usw.

Stark unterbewertet und nehmen es durch die Bank locker mit den alten englischen Herstellern auf. Sind meist sehr alt, sehr wenig verschliffen aufgrund der unglaublich massiven Klingen.

UbuRoy

Noch ein letztes: War ein Gedenkmesser zu einem Krieg. Weiß leider nicht mehr welcher.

Die Klinge ist sehr lächelnd ausgelegt und die extrem geschwungene Erl macht das Messer zwar sehr elegant aber fast unrasierbar und praktisch nicht abziehbar.

Das Handling ist wirklich katastrophal, Besonders beim Abziehen auf dem Riemen lebensgefährlich. und das schärfen war eine Qual. Aber das Messer selbst ist wunderschon und in Klasse Zustand.
Das Alter ist praktisch nicht schätzbar, aber ich denke auch eher so um 1860 herum wegen des Schliffs...
Mit Sicherheit ein Einzelstück und stammt aus einer Vitrine. War quasi im Neuzustand.
Paßt also vom Alter nicht unbedingt in diesen Thread, aber weil es so ungewöhnlich ist...


http://personal.joerg-scheffler.info/html/alte_rasiermesser_63.html

Lord Vader

ein sehr schöner beitrag ubu. das letzte messer könntest du aber ruhig auch im kuriositätenkabinett einstellen. ein sehr ausgefallenes stück!

perteges

Danke UbuRoy, sehr schöne Bilder einer tollen Sammlung!

Iltis

Das sind alle sehr schöne Teile, und werfen für mich ein paar Fragen auf:

Das erste Messer beschreibst du als Französisch - ist das weil du es aus Frankreich gekauft hast, was natürlich kein Garantie für die Provenienz ist, oder weisst du da mehr? Es wurft natürlich auch die Frage auf, ob die Typologie was man für englische Rasiermesser direkt auf die Franzosen übertragen kann. Da habe ich keine Ahnung. Noch auffällig dabei ist der "Jimping" auf der Erl (wie heisst das auf deutsch?) - das habe ich noch nie bei so ein primitiven Rasiermesser gesehen, obwohl es mit sicherheit vom Werk aus stammt.

Bei der Dritte (mit die schöne Elfenbeinschalen) bin ich mir sicher, das es älter ist, und würde ich es in die gleiche Zeit als das Erste. Da ist auch der gleiche Provenienzfrage wie beim ersten. Der Erl ist doch mit die Aufschrift Shepherd, der laut Uniclectica v. 1770 - 95 aktiv war. Auch die sehr gerade Schalen sprechen für eine frühere (englische  ;) datierung). Die Schalen sehen mir zu gut in schuss aus für die Zustand des Messers, aber das kann natürlich Täuschen. Ich vermute aber, das das  Messer wahrscheinlich eine neue Beschalung bekommen hat, aber in Stil der Alten.

Bei der Vierten (mit der dilletantische Silbereinlage ;D) sieht mir auch "verbastelt" aus - der Schliff sieht für mich nachträglich aus, und ich bin mir relativ sicher das die Klingenbreite ursprunglich um einiges grösser war. Auch die proportionen der Schalen lassen denken, das man sie um sie an dem schmaleren Messer anzupassen "geschmälert" hat. Macht das Messer für mich um so interessanter.

Der "Medaille B" lässt mich weiter über Typologie denken - mit die Datierung der Klinge sehe ich es genau wie du, aber ein Sheffielder Messer aus dieser Zeit hätte NIE gerade Schalen - meines erachtens hört das vor ca. 20-30 Jahren auf. Ob die Pariser Mode die Engländer in diesen Fall hinterher war...?  >D

Das "Kriegsgedenkmesser" ist tatsächlich ziemlich ein Unikat woher weisst du das - auf das Messer selber steht gar nichts?

Auf jeden Fall, tolle Sachen

Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

UbuRoy

#10
Hi Iltis, ja. bei den beiden hell Beschalten Messern hatte ich gefühlsmäßig auch auf erheblich älter getippt. Durchaus 1790 oder so. Ich halte mich aber im Forum mit solchen Datierungen zurück, weil ich kein Bock habe, mich wieder gegen tausend Leute die anderer Meinung sind, zu behaupten.
Die Messer habe ich alle in Frankreich erstanden. Der Stahl ist natürlich durch die Bank Sheffiled. Das Shepherd hat ganz sicher noch die Originalschalen. Die Aufberwahrung war in einer Schatulle mit 7 Tage Set. Alle in erstklassigem Zustand. Leider habe ich nur eins davon kaufen dürfen.

Die Beinschalen von dem ganz alten Messer waren übrigens grauenhaft verrottet und verschimmelt, grün brauner glibber satt, wirklich übel. Fast hätte ich das ganze Teil direkt in den Kompost entsorgt...
Es hat eine riesenmenge Arbeit gemacht, die zu retten. Das volle Programm, ewig lange gereinigt, poliert etc., ewig lange in Kunstharz eingelegt zur Stabilisierung usw. weil die total aufgelöst waren...
Dafür sind sie wirklich wieder sehr gut geworden. Wirklich extrem eklig sahen die aus, hatte durchaus was von Verwesung, hualp....
Habe das Messer auch für 1 €uro geschossen. War auch total verrostet. Aber die Arbeit hat sich definitiv gelohnt!

Ich bin sicher, alle Messer (bis auf das mit dem Mond) sind in Originalzustand, bis auf die Erlnieten, die ich ersetzen mußte wegen Zerlegung für die Reinigung.
Auch die jetzt wieder sehr schönen Elfenbeinschalen waren in üblem Zustand. Aber Ebony ist sehr zäh und haltbar, die sind wieder sehr gut geworden.

Bei dem Gedenkmesser war ein Schreiben mit dabei, das etwas dazu aussagte, das finde ich aber im Moment nicht. Irgendein europäischer Krieg. Vermutlich 1871 Deutsch-FRanzösisch. Es war einem bestimmten Regiment gewidmet.

Was die geraden Schalen angeht, kenne ich das durchaus auch von einigen sehr alten englischen Messern. Aber das ist in der Tat extrem selten. Bei den Franzosen weit mehr verbreitet. Keine Ahnung, ob das Mode war. Meist geht das einher mit extrem kurzen oder gar keinen Angeln. Je kürzer und plumper die Angel, desto älter das Messer, zumindest meistens.

Ich mag diese Franzosenbrummen sehr. Schwer zu schärfen, aber wenn sie dann mal rasieren: WOW! Absolut lautlos und unglaublich sanft. Wirklich toll!

Bei dem Customized Messer hast Du recht, ich denke, das ist nachgeschliffen und anders beschalt worden. Aber schon vor langer Zeit. Schätze so um 1860-1880 herum. Das war wohl mal ein Wedge.

Mehr fällt mir jetzt erstmal nicht ein ;-)
Gute Nacht.

strawinski

hier habe ich mal ein restauriertes ohne Tang aus Frankreich.....






Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

UbuRoy

#12
Oh. Gute Arbeit für einen der Maschinen bedienen kann. Was aber jeder kann!

Die Klinge paßt nicht in diesem Thread. Es geht hier um alte Messer. Das heißt, man sieht Ihnen Ihre Geschichte an und es ist belegbar, das das Messer aus einer anderen Epoche stammt. Nichts davon trifft auf dieses Teil hier zu.

Das hier ist erstens KEINE Restauration und zweitens kein altes Messer mehr, leider.
Restaurieren definiere ich für mich wie folgt: Behutsamer & respektvoller Versuch, den originalen Zustand eines Kulturgutes unter Beachtung der Zeitläufte zu bewahren.
Und das tust Du nicht.

Du hast sogar die Erlmarkierungen weggeflext (oder war das nicht gemarked - was ich nicht glauben kann, da die ganz alten Franzosen eigentlich ALLE irgendeinen Stempel tragen, jedenfalls meine und das sind nicht wenige).
Warum hast Du nicht auch noch eine Angel angeschweißt???

Damit hast Du aus einer Antiquität nun leider eine (für mich wertlose) Replik und etwas nicht mehr überprüfbares Neues ohne jeden Hintergrund und Persönlichkeit hergestellt.
Nicht mehr verkäuflich als altes Rasiermesser aus dem 18ten Jahrhundert. Ein Jammer.
Und Spiegelpolitur gabs anno dunnemals eher auch nicht für handgeschmiedete Rasiermesser.

Ich persönlich find's echt zum heulen. Aber das muß Dich nicht anfechten, ist wie gesagt meine (bekannte) Meinung..
Aber die Diskussion muss ja nicht schon wieder erneut losgetreten werden.

Ich find's extrem schade. Aber glänzen, darauf stehen ja die meisten. Und auf Glasperlen...

Iltis

de gustibus, aut bene aut nihil

Zocker2104

mir gefällt es auch nicht aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es durch wiederholte diskussionen eine Besserung gibt...

ich freue mich auch weiter bilder von Alten Klingen