So habe ich das Messer geschärft

Begonnen von alvaro, 12. März 2020, 14:05:40

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DailyDriver

#480
J.A.Henckels #415 in 4/8 (Gastmesser)



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Die gestrige Steinzeit war genau genommen keine komplette Progression, denn ein setzen der Facette war bei dem Messer meiner bescheidenen Meinung nach nicht notwendig. So wurde es dann mehr oder weniger ,,nur" eine Auffrischung, allerdings mit komplett anderen Steinchen, als der eigentliche Besitzer dieses sehr edlen Messers, sie bei seiner letzten Schärfung nutzte. Auch das gewünschte Finish ist nicht nur für ihn, sondern auch für mich eine Premiere, naja, ich muss gestehen, den Finisher, hier ein hellgrüner Thüringer habe ich schon einmal benutzt, da war er aber weder geplant noch vom Handling so einfach, wie auf seinem jetzigen Sockel.


Zur Progression:

- 1x Tape+ SHAPTON Glass 4, 8 & 10k
- jeweils mit 1 Satz Zwischenledern auf dem Spanier (QUERCUR Cordovan)
- hellgrüner Thüringer 3 Sätze Wechselschübe/-Züge (je nach Sichtweise!)
- 2. Tape zur Erzeugung eines 2. Winkels
- hellgrüner Thüringer 3 Sätze Wechselschübe/-Züge (je nach Sichtweise!)
- finales Ledern mit gut 5 Sätzen auf dem Spanier (QUERCUR Cordovan)


Die erste Rasur


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Das Messer hat eine sehr gut Schärfe mit einer, zumindest für mich, traumhaften Sanftheit angenommen. Ob dies letztendlich ,,nur" ausschließlich dem Finish auf dem Thüringer geschuldet ist, oder ob es wie fast immer ein Zusammenspiel aller Teilnehmer dieses ,,Auffrischungskurs" ist bzw. war, muss im Einzelnen erkundet werden. Für mich steht allerdings jetzt schon mal eins fest...dieser Stein zeigt, das es auch mit wenigen Zügen möglich ist, ein hervorragendes Ergebnis zu erzielen. Wie lange dieses aber nur durch wiederkehrendes Ledern vor der Rasur anhält, wird sich über die Zeit und Zahl der Einsätze zeigen...bin sehr gespannt.

Zur RdT geht es hier entlang...

...und a Schmanckerl...😉


Gruß
Gregor

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Anm.: 1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wo drauf gemacht wird.
Als Zubehör/Werkzeug diente bewährtes: Edding, Tesa Tape, Schußzähler, Uhrmacherlupe+Stirnhalter, Bin-Mikroskop, ne' Schärfbrause, groovige Musik und eine Menge Spaß am Ganzen!
LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

DailyDriver

Doppelte Premiere - Austria meets Japan


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Bei der neuerlichen Verwendung meines Koraat BASIC II (konvex) viel mir erneut auf, dass die Rasurschärfe des Messers nachläßt. Es hat zwar erst relativ wenig Einsätze hinter sich und so richtig erklären kann ich mir es auch nicht, aber sei's drum, ich habe mich dazu entschieden, dem Messer eine Auffrischung zu gönnen. Für mich ist es das erste Messer von Koraat, welches ich auf die Steine bitte, dazu kommt, ebenfalls zum ersten Mal mein Neuzugang, ein Nakayama Asagi als Finisher. Normalerweise möchte ich es vermeiden, gleich zwei Unbekannte ins Rennen zu schicken, aber wie so oft in solchen Fällen, hat da wieder mein Spieltrieb das Kommando übernommen.
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Da es für mich das erste Mal mit einem meiner Koraat's auf die Steine geht, fragte ich mich im Vorfeld, in wie weit Ulrik (Koraat) zum Schärfen der Messer vor der Auslieferung etwaig Tape nutzt, vor allem, ob es ,,kompatibel" zu meinem bisherig immer verwendetem Klebeband ist. Bei dieser Überlegung fiel mir ein Beitrag von einem Mitforisten ein, da ging es genau darum, konnte aber diesen Beitrag nicht finden. Kurz via PM gefragt, die Antwort folgte ratzfatz und siehe da, es war genau das gleiche Tape, welches ich nutze, Hurra! ...dafür (und vieles andere) mag ich dieses Forum! Herzlichen Dank!
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Dennoch hatte ich zur Sicherheit die Schneidkannte punktuell mit einem Edding gekennzeichnet und nach 3-4 beidseitigen Schüben über den ersten Stein konnte ich durch die Lupe erkennen, dass ich beidseitig exakt die Schneidkannte ,,getroffen" hatte. Bei der Art & Weise des Vorgehens bleibe ich nach den guten Erfahrungen bei den letzten Progressionen auch diesmal bei der ,,Scheibenwischer-Methode" von 14 abwärts bis 2, d.h. erst die Anzahl Schübe/Züge, dann die Messerseite wechseln und die gleiche Anzahl Schübe/Züge, zurück zur anderen Seite, die nächste Anzahl abarbeiten, kehrt...und so weiter. Am Ende angelangt, folgen 3 Sätze Wechselschübe inkl. einiger kreisender Bewegungen. Alles zusammen ergibt sich so für mich ein Durchgang, gefolgt von 1 bis 2 Sätzen Zwischenledern...
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Wer es gerade als Neuling kennt, wird mir mit Sicherheit zustimmen...da ist das erste Mal der Blick durch die Lupe und/oder dem Mikro auf diese herrlich polierte, schier makellose Facette nach dem 10k. Für mich immer ein äußerst genussvoller Anblick...und dann kommt, was kommen soll, der Naturstein als Finisher...einer Zerstörung gleich wirken sich bereits wenige Schübe auf die vormals hochglanzpolierte Facette aus. Man(n) mag da nicht wirklich genau hingucken, man(n) sollte es aber...es dient schließlich dem Großen & Ganzen. Etwas tröstlich ist ja die Aussicht, dass es auch auf diesem Steinchen nur eine erste Momentaufnahme ist, es geht ja Step by Step wieder in Richtung Glanz & Politur, allerdings etwas anders als auf dem synthetischen Stein. Hier hinterläßt der jNat eher eine Art wolkige Politur, eine matt schimmernde  Facette, die, je länger man sie sieht, auch ihren durchaus interessanten, eigenen Charme & Charakter hat.
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Zur Progression...

- 1 x Tape
- SHAPTON Glass 4, 8 und 10k (jeweilig gut 2-3 Durchgänge)
- Zwischen den Steinen 1-2 Sätze auf dem Spanier geledert
- Nakayama Asagi, mit einem Nagura (nicht näher spezifiziert) nur minimal! angerieben für 2-3 Durchgänge, anschließend den Stein gereinigt, dann Wechselschübe/-Züge (je nach Sichtweise) auf dem Nakayama Asagi unter fließendem Wasser bis die Klinge ein merkliches ,,bremsen & kleben" signalisiert.
-Aufbringen eines 2.Tapes um einen zweiten Winkel zu erhalten, erneut Wechselschübe/-Züge (je nach Sichtweise) bis zum ,,bremsen & kleben".
-Finales Ledern auf dem SM-Riemen II & dem Spanier

Anm.: Zwischen den Steinen immer wieder visuelle Prüfung der Schneidkannte und natürlich auch die HHT's durften nicht fehlen.


Die erste Rasur
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Was soll ich sagen eh, schreiben...WOW!!...das ist ja mal so richtig klasse! Ich übernehme hier meinen Text aus der RdT, denn es braucht nur wenig Ergänzung! Zur RdT bitte hier entlang...

Bereits die erste zwei, drei kleinen Züge (mit) signalisieren ein Erfolg der Auffrischung. Das hat prima geklappt, super sanft und sehr, wirklich sehr gründlich. Das erinnert mich an die erste Rasur, die ich mit dem Messer und den konvexen Schliff hatte...TABULA RASA!...so hatte ich es beschrieben, und genauso ist es jetzt, ein Top Rasurverhalten. Da bleibt schon nach dem ersten Durchgang ,,mit dem Strich" fast ein ,,Büro-tauglich" als Ergebnis übrig. Auch gegen den Strich ist es ein sehr angenehmes Gefühl, keinerlei Tagging, ziehen, ziepen oder gar schlimmeres. Das ist mit das Beste, was ich bisher im Gesicht hatte...bin begeistert!

Ich bin gespannt, wie lange das Messer auf diesem schönen Niveau bleiben wird...schäumen wir mal...

...und zum Schluß ein kleines Leckerlie...



Gruß
Gregor
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DailyDriver

#482
Neues aus dem Natursteingarten - Der unbekannte Stein...


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...erst kürzlich im Strang ,,Zeigt her eure Steine" vorgestellt, ist die genaue Herkunft und Bezeichnung des Steines immer noch nicht ganz geklärt, Vorläufig geklärt ist aber die Tatsache, er ist für Rasiermesser geeignet.

Vor der Progression habe ich beide Seiten des Steins mit einer Atoma 400 Dia-Platte geplant, eine relativ schnelle und problemlose Angelegenheit, der Vorbesitzer hat hier sehr gute Vorarbeit geleistet. Als Messer habe ich mir das J.A.Henckels #70 mit Gradkopf in 5/8 ausgesucht, die Klingengeometrie ist gerade, die Schneidkannte ohne Beschädigungen und für ein Messer dieser Größe ist es doch gut vollhohl ausgeschliffen. Da ich bei dem Messer die Facette selbst gesetzt und die darauffolgende Progression auch protokolliert habe, werde ich es auch nur auffrischen.

Die Progression (1 x Tape):

- SHAPTON Glass 4,8 und 10k
- Jeweiliges Zwischenledern (gut 1 1/2 Sätze) auf QUERCUR Cordovan (Der Spanier)
- Der unbekannte Stein
+ stationär* 2 komplette Durchgänge
+ Zwischenledern auf dem Spanier (1 Satz)
+ unter fließendem Wasser 3-4 Sätze Wechselschübe/-züge (je nach Sichtweise)
-2.Tape
+ unter fließendem Wasser ,,nur" Wechselschübe/-züge (je nach Sichtweise)
- finales Ledern auf meinem SM II-Riemen & dem Spanier

Beobachtungen zum Stein:

Unter dem Mikro waren auf der Schneidkannte natürlich Schleifmarken zu sehen, welche allerdings im weiteren Verlauf bis nach dem Finish immer feiner und ,,breiter" wurden, ich vergleiche das mal mit dem GBB. Zum Schluß war die Schneidkannte gut poliert, die noch vorhandenen Schleifmarken sind sichtbar ,,verrundet". Ein HHT war über die gesamte Schneidkannte mit einem Ø Haltepunkt von 1,5cm möglich, wurde nach dem finalen Ledern aber noch besser. Mir fiel auf, dass der Stein eine selbst für mich merkbare ,,Rückmeldung" in Form eines leichten klebens und einer Bremswirkung der Klinge gibt. Eine Entstehung von Autoslurry konnte ich zu keinem Zeitpunkt feststellen. Der Stein arbeitet auch ohne zusätzlichen Slurry relativ schnell.

*) stationär = Das Wasser kommt aus der Sprühflasche, kein fließendes Wasser.


Die erste Rasur


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Das Messer bietet eine hervorragende Sanftheit mit guter Schärfe und Gründlichkeit, für ein erstes Mal mit dem Stein bin ich schon  mal sehr zufrieden. Mit Sicherheit hatte ich schon Messer mit deutlich schlechterem Rasurverhalten im Gesicht und ich bin mir sicher, wenn ich noch 1, 2 Messer über diesen Stein gebracht habe und seine Eigenheiten kennengelernt habe, werde ich mit einem sehr guten Rasurverhalten belohnt. Für heute bin sehr zufrieden, eine völlig reizfreie, sanfte und gründliche Rasur.

Zur RdT bitte hier entlang...


Gruß
Gregor

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Anm.: 1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was
auch immer womit wodrauf gemacht wird. Als Zubehör/Werkzeug diente bewährtes: Edding, Tesa Tape,
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#483
Neues aus dem Natursteingarten

Eins vorweg, je besser ich diesen Stein kennenlerne, umso größer ist der Spaß und die Freude damit ein Messer zu schärfen...oder zwei...oder drei...oder...
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Heute sind gleich zwei Messer zur Deutsch-Japanischen Steinzeit geladen, mein Böker THE CELEBRATED (6/8) und mein Wacker BEST TRADITION (6/8). Beim Böker muss ich besonders auf die Gleichmäßigket achten, da das Messer im hinteren 1/3 eine leichte ,,Unwucht" hat, sprich die Klingengeometrie ist nicht zu 100% gerade. Beim Wacker möchte ich, rein optisch gesehen, die Wate/Schneidkannte möglichst so schmal belassen, wie ich sie seit der ersten Steinzeit hinbekommen habe. Beide Messer sind für mich schon irgendwie a bisserl ,,Oberliga" und so heißt es heute achtgeben und keine Experimente mit ungewolltem Ausgang provozieren.
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So langsam aber sicher beginne ich, den Nakayama Asagi zu verstehen und wie bereits eingangs erwähnt, freue ich mich, mit ihm zu schärfen. Der Stein ist ein etwas härterer & feiner Nakayama Asagi, vor allem ist er aber ein schneller Stein. Hier möchte ich allerdings einwerfen, dass ich, vor allem was die Geschwindigkeit angeht, bis jetzt ,,nur" Vergleiche mit BBB und GBB anführen kann, zumindest bei gleicher Vorgehensweise. Schwierig ist für mich noch die rein optische Veränderung der Wate/Facette, der Begriff ,,Politur" ist hier etwas anderes als Beispielsweise mit dem LaLune als Finisher. Das Endergebnis ist eher eine (hier übernehme ich mal den geläufigen Begriff) Wate/Facette mit ,,wolkiger", etwas matterer Optik. Das soll aber nicht heißen, dass eine spiegelnde Politur der Facette nicht möglich ist, das ist es durchaus, nur nicht mit dem heute verwendetem Nakayama Asagi. Das alles tut aber dem Endergebnis keinerlei Abbruch, bisherige Steinzeiten mit dem Stein ergaben sehr scharfe Klinge die mit einer (zumindest für mich) bis jetzt nicht erreichten Sanftheit einhergeht. Wie das bereits heute in der RdT verwendete Böker zeigt, ist dies auch heute wirklich außerordentlich gut gelungen und ich gehe einfach einmal davon aus, dass das Wacker diesem Rasurverhalten gleichkommt.

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Zur Progression:
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1 x Tape
SHAPTON Glass k1 - Facette neu setzen
SHAPTON Glass 2 & 4K
Zwischenledern auf dem Spanier (QUERCUR Shell Cordovan)
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Nakayama Asagi
angerieben mit Tomo Nagura*  : 2-3x 16&3↻⇅↺*²
Zu jedem Durchgang mit frischem Slurry, ab den Wechselschüben/-zügen den Slurry herunterverdünnen bis zum klaren Wasser.
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Nakayama Asagi
Wechselschübe/-züge unter fließendem Wasser bis zum einbremsen der Klinge, sobald dies der Fall ist, habe ich ein 2. Tape geklebt und erneut gut 2-3 Sätze unter fließendem Wasser bis zum Finish.
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Finales Ledern auf dem Spanier & Scrupleworks (Rind)


*) Der Nagura stammt von einem Nakayama Asagi, aber nicht von meinem.


Gruß
Gregor
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Erklärung/Legende

1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wodrauf gemacht wird.

*²) Ein Durchgang ,,16&3 ↻⇅↺" bedeutet:
16 Schübe/Züge auf einer Seite, dann Seitenwechsel und 16 Schübe/Züge auf dieser Seite. Dann geht es alternierend jew. -2 Schübe/Züge bis runter auf die 0.
Die 3 bedeutet 3 Sätze á 10 Wechselschübe/-Züge

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DailyDriver

#484
Das Beste kommt zum Schluß...Zwei Messer - Zwei Steine
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Wenn man zwei verschiedene Finisher hat und deren Leistungen auf das Rasurverhalten eines Rasiermessers vergleichen möchte, gibt es ja unterschiedliche Möglichkeiten und Methoden. Eine wichtige Voraussetzung, um ein halbwegs aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen, ist natürlich immer auch, dass man das gleiche Messer verwendet. Allerdings ergibt sich da das Problem, dass man das ausgewählte Messer hintereinander schärfen und benutzen muss. Das ist schon zeitlich gesehen nicht immer sinnvoll, denn wer wartet schon gerne Wochen oder gar Monate, bis es endlich wieder so weit ist, dass das Messer erneut auf die Steine muss? Da gibt es dann zwei Lösungsansätze: einmal die gerade frisch geschärfte Klinge wieder zu ,,nullen", sprich die Schneidkante zu egalisieren, oder man hat zwei Messer mit identischer Klinge. Ich bin seit kurzem in der glücklichen Lage, Letzteres praktizieren zu können, denn ich habe nach langer Suche und etwas Glück gleich zwei Böker KING CUTTER (13/16) bekommen ... und zwar im NOS-Zustand. Somit kommt zusätzlich noch ein weiteres Schmankerl zu dem Vergleich der beiden Finisher hinzu: Beide Messer werden mit völlig identischer Progression inkl. Setzen der Facette bis zum jew. Finisher vorbereitet.


Teil I der Progression - jSYN bis zum Finisher (fast identisch bei beiden Messern)
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- 1 x Tape
- Das Schwarze KC: SHAPTON Glass 1K —> setzen der Facette
- Das weiße KC: SHAPTON Pro 1K & SHAPTON Glass 1K —> setzen der Facette
- SHAPTON Glass 4,8 und 10k
- Zwischenledern mit ca. 1 1/2 Sätzen auf QUERCUR Shell Cordovan

Das Setzen der Facette machte keine großen Probleme und das Ziel, mit beiden Messern die noch vorhandenen Armhaare mit aufgelegter Klinge zu rasieren, wurde recht schnell erreicht. Einzig beim weißen KC musste ich 2 kleine ,,Lagerschäden" in Form von kleinen Löchern in der Wate egalisieren. Die hätten mit Sicherheit nicht gestört, aber ihr wisst ja ... mein innerer Monk ... Dafür habe ich den SHAPTON Pro 1K gewählt, denn dieser ist trotz der gleichen Körnung von 1K tatsächlich etwas gröber (ich schätze ihn auf ± 800) und schneller als der SHAPTON Glass 1K. Wie immer wechsle ich auch diesmal vor jedem nächsten Stein das Tape und es geht mit dem 4K weiter, der sich ja von den anderen SHAPTON-Glas unterscheidet. Beim 4K handelt es sich um einen SHAPTON 4K ,,HC", der speziell für Klingen aus Kohlenstoffstahl entwickelt wurde. Aus dieser Reihe, die sich auch durch die etwas dunklere Färbung von den SHAPTON Glass ,,HR" unterscheidet, gibt es noch einen 6k und einen 8k. Meiner bescheidenen Meinung und bisherigen Erfahrung nach ist der ,,HC" auch etwas aggressiver und schneller als seine Verwandtschaft mit dem ,,HR" auf dem Namensschild.
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Nach jedem Stein folgt ein kurzer Ausflug aufs Leder und eine kurze Kontrolle unter dem Mikro. Bei der Entscheidung, auf den nächsthöheren Stein zu wechseln, bediene ich mich neben der visuellen Kontrolle immer noch des für mich zweckdienlichsten Helferleins, des Haartests. Mit Einzug meines ersten jNat und Thüringers habe ich ja auch gute Fortschritte in Sachen ,,... der Stein sagt dir schon, wann es soweit ist ..." gemacht, ja, Japanisch-Deutsch und Sächsisch-Deutsch verstehe ich mittlerweile recht gut, beim Japanisch mit synthetischem Dialekt muss ich aber weiterhin passen, da schnippel ich weiterhin die Haare einer hübschen Blondine. Bereits nach dem 4K war selbiger HHT mit beiden Messern gut, verbesserte sich bis zum 10K auf ein sehr gut mit einem Haltepunkt von knapp 3 cm. Na bitte, Teil 1 der Progression ist geschafft und ab jetzt trennen sich dann die Wege der beiden Messer. Das weiße Messer geht auf den THÜRINGER und das schwarze Messer geht auf den NAKAYAMA ASAGI ...

Anm.: Mir ist durchaus bewusst, dass ich bei der bisherigen Progression auch früher auf die Finisher hätte wechseln können, gerade beim NAKAYAMA wäre es mit Sicherheit bereits nach dem 1K gegangen, beim THÜRINGER evtl. schon nach dem 4K. Ich habe mich aber für den ,,längeren" Weg entschieden, nicht zuletzt, um beiden Messern eine sehr gute ,,Grundlage" für weitere Steinzeiten zu geben ... und a bisserl Spieltrieb war natürlich auch dabei ...

Teil II der Progression - Das Natursteinfinish
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Im Grunde ist auch hier die weitere, geplante Vorgehensweise bei beiden Messern gleich, einzig der Finisher und die Anzahl der einzelnen Schritte variieren da logischerweise etwas, denn wie heißt es da so schön...jeder Stein ist anders. Da ich in meinen bisherigen Progressionen bzw. dem Finish auf einem Thüri und dem jNat damit für mich sehr gute Ergebnisse erzielt habe, werde ich auch hier die bewährte Methode anwenden...
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- variabler, bedarfsgesteuerter Tapewechsel
- Durchgänge 16⇅ & 3⇅* (stationär+klares Wasser) mit Wiederholungen bis zum ,,kleben" der Klinge + guten HHT
- 2.Tape
- Finish unter fließendem Wasser mit Wechselschüben/-züge bis zum kleben der Klinge
- finales Ledern auf dem Selfmade-Riemen IV, Spanier-Rind-Spanier
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NAKAYAMA ASAGI
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Dieser Stein macht einfach einen riesen Spaß, ich habe ihn ja erst einige Male als Finisher genutzt und bisher auch sehr gute Ergebnisse erzielen können. Dennoch weiß ich, dass es da noch so einiges zu entdecken und zu probieren gibt. Hier sei das Stichwort ,,Nagura" eingebracht, von deren Einsatz ich aber bis auf den Tomo Nagura (vom NAKAYAMA ASAGI ja – aber von einem anderen Stein) bisher keinerlei praktische Erfahrungen gemacht habe. Heute gab es keine Probleme mit der geplanten Vorgehensweise, ich konnte bereits nach gut 2 Durchgängen ein beginnendes Kleben der Klinge spüren und mit einem zusätzlichen Tape zum vorletzten Schritt des Finishs wechseln. Unter fließendem Wasser zeigt der Japaner dann, was ihn für mich so auszeichnet: kurze Aktion – sehr schnelle Reaktion. Schon nach gut 2 Sätzen war das Ziel erreicht, jetzt kommt das 2. Tape und 2 weitere Sätze und der Stein & Klinge signalisieren ... habe fertig. Es erfolgte wie zwischendurch immer mal wieder, auch jetzt, ein letzter Blick durchs Mikro, und ich konnte eine samtig glänzende Facette erkennen. Was fehlt, ist das finale Ledern auf meinem SM-Riemen IV, welches dann mit einem letzten, sehr gut ausgefallenen HHT abschließt.
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THÜRINGER (Hellgrün)
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Für diesen Stein ist es heute die Premiere und ich bin sehr gespannt, wie er sich verhalten wird. Die Vorgehensweise ist der auf dem jNat identisch. Bereits mit den ersten Schüben und Zügen gibt der Sachse ein phantastisches Feedback. Es ist ein sehr ,,cremiges", fast weiches Verhalten, das ich da spüre. Auch die Akustik ist wunderbar ruhig, da gibt es keinerlei Schaben oder Schleifen ... Schwierig zu beschreiben, fast würde ich sagen, der Stein hat einen Schalldämpfer, is' natürlich Quatsch, aber passt trotzdem irgendwie. Was mich aber neben diesen ersten visuellen und akustischen Eindrücken noch mehr beeindruckt, ist die Geschwindigkeit, mit der der Stein hier vorgeht. Genau wie beim Zwillingsmesser ist auch hier nach gut 3 Sätzen und a bisserl ein leichter Widerstand beim Schieben der Klinge zu spüren. Hier unterscheiden sich die Steine aber doch merklich, der Thüringer ist im Gegensatz zum Japaner in Sachen ,,...ich zeigs' dir schon, wenn es fertig ist..." sehr viel zurückhaltender, ein klar erkennbares Signal, wie etwa ein deutliches Kleben der Klinge, fällt hier eher zaghaft aus. Meine bisherigen Erfahrungen mit Thüringern zeigten mir ganz deutlich, wie ungemein wichtig es ist, im Finish keinerlei Druck auf die Klinge auszuüben, die Klinge quasi ,,schweben" zu lassen. Im optimalen Fall erledigt hier die Adhäsion alles Weitere. Es geht nun zum Finale unter fließendem Wasser und auch hier gleicht der Thüri dem NAKAYAMA. Bereits nach gut 2–3 Sätzen ist das Zwischenziel erreicht und mit einer 2. Lage Tape folgt der abschließende Durchgang, auch hier wieder ohne jeglichen Druck. Zum Schluss folgt auch hier ein ausgiebiges Ledern auf meinem SM-Riemen IV und ein sehr guter HHT, bei dem die Testhaare mit reichlich Pling-Pling von der Schneidkante hüpfen ... Bin sehr zufrieden!

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Thüringer (links) und NAKAYAMA ASAGI (rechts) bei 80-facher Vergrößerung + 3.5-fach Zoom iPhone 13mini
 
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Anm.: Bei der heute gezeigten Geschwindigkeit des THÜRINGER muss natürlich die Vorbereitung bedacht werden, wäre es da ,,nur" bis zu 4K oder 5K gegangen, wären mit Sicherheit noch einige Schübe/Züge dazugekommen.
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Die erste Rasur - ein kleiner Vergleich
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Es ist ja nicht wirklich ein Test der beiden Messer oder Steine, dazu kommt jedes Messer natürlich einzeln und ausgiebig an die Stöppelkes. Heute ist es eher Freude, gepaart mit Ungeduld und Spieltrieb. Beide Messer haben eine tolle Akustik und ein super Rasurverhalten. Beide Finisher haben ein absolutes Top-Niveau und liegen in Sachen Sanftheit und Gründlichkeit nahezu gleich auf. Vom Gefühl her gebe ich dem NAKAYAMA ein Pünktchen mehr an Schärfe, aber das werde ich mit dem Thüringer, den ich ja auch zum ersten Mal benutzt habe, mit Sicherheit noch aufholen. Jetzt gilt es, die Steine zu ,,entdecken", zu probieren und Feinheiten, Stärken und Schwächen kennenzulernen ...
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Zur RdT bitte hier entlang...
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Trotz aller Euphorie, sei es mit dem schon etwas bekannteren NAKAYAMA ASAGI oder dem nicht mehr völlig unbekannten THÜRINGER: Was letztendlich zählt, ist und bleibt die Rasur mit dem jeweiligen Messer und Finish. Wobei aber eine Aussage über das erreichte Rasurverhalten nach nur einer Rasur auch immer relativ gesehen werden muss, sei es ein großer oder auch nur ein kleiner Unterschied: Ein Messer wird sich nach dem Schärfen und der ersten Rasur danach immer noch verändern. Eine letztendliche Aussage über den Stein und ,,sein" Finish sollte da erst nach einigen Rasuren und vor allem auch anderen Messern getroffen werden.
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Gruß
Gregor



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Schärf-Legende:
1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wodrauf gemacht wird.

*) Ein Durchgang ,,16⇅ & 3⇅" bedeutet:
16 Schübe/Züge auf einer Seite, dann Seitenwechsel und 16 Schübe/Züge auf dieser Seite. Dann geht es alternierend jew. -2 Schübe/Züge bis runter auf die 0.
Die 3 bedeutet 3 Sätze á 10 Wechselschübe/-Züge

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DailyDriver

Zitat von: DailyDriver am 09. Mai 2025, 13:22:59NAKAYAMA ASAGI (rechts) bei 80-facher Vergrößerung + 3.5-fach Zoom iPhone 
Recht selten, aber für eine Frage zitiere ich mich mal selbst... ;)

Eine Frage an die Profis...

Mit ein wenig Phantasie und Verständnis in Sachen Optik könnte man sich schon vorstellen, warum
man bei den jNats von einem ,,wolkigen" Finish spricht. Durch die Vielzahl an feinsten ,,Riefchen"
bricht sich das Licht auch um ein Vielfaches und wird dadurch gestreut und alles wirkt etwas mattiert.

Hört sich ja zumindest schon mal nicht soooo schlecht an...oder wie seht ihr das? 

Gruß
Gregor 
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alvaro


Tim Buktu

Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

BastlWastl

Zitat von: DailyDriver am 09. Mai 2025, 20:21:20
Zitat von: DailyDriver am 09. Mai 2025, 13:22:59NAKAYAMA ASAGI (rechts) bei 80-facher Vergrößerung + 3.5-fach Zoom iPhone
Recht selten, aber für eine Frage zitiere ich mich mal selbst... ;)

Eine Frage an die Profis...

Mit ein wenig Phantasie und Verständnis in Sachen Optik könnte man sich schon vorstellen, warum
man bei den jNats von einem ,,wolkigen" Finish spricht. Durch die Vielzahl an feinsten ,,Riefchen"
bricht sich das Licht auch um ein Vielfaches und wird dadurch gestreut und alles wirkt etwas mattiert.

Hört sich ja zumindest schon mal nicht soooo schlecht an...oder wie seht ihr das?

Gruß
Gregor

Ja klar Steine die mit relativ kleinen Schleifkörpern daherkommen und schlämmen die maskieren. Sprich Schleifkorn wird auch in die noch vorhanden Riefen (vom Stein davor) geschwämmt und auch da tut es seine Wirkung.

Ganz krass kann man das nachvollziehen wenn man direkt vom 1k auf einen angeriebenen Schnellen Japanischen Finisher geht.
Habe ich meine auch hier im Forum vor Jahren gezeigt.

Messer 1 mit 1k + angeschlämmten JNAt Optik,
Messer 2 mit Progression bis 20/30k + angeschlämmten Naturstein.

Ergebnis war eine komplett identische Optik.

Nur wenn man die beiden Messer wieder auf den Pre Finisher (in dem Fall war es glaub ich Gokumyo 20k) gibt, sieht Messer 1 Wieder aus wie nach 1k und Messer 2 wieder wie nach 20k....

Die Politur Japanischer Schwerter ist auch auf dieses Prinzip der "Maskierung" aufgebaut. Weicher Stahl wird Matt, der harte eher poliert.

Aber bei den Fotos geht noch mehr, da sieht man ja noch Riefen, also nicht gut "maskiert" ;) . (ist ja nicht positiv) . 

Grüße Wastl.


DailyDriver

Zitat von: BastlWastl am 11. Mai 2025, 19:49:13Aber bei den Fotos geht noch mehr, da sieht man ja noch Riefen, also nicht gut "maskiert"
Vielen Dank für deine Ausführungen!  dh:

Was die Riefen angeht...bin halt erst im 2. Lehrjahr...😎

Gruß
Gregor 
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DailyDriver

Zitat von: BastlWastl am 11. Mai 2025, 19:49:13Habe ich meine auch hier im Forum vor Jahren gezeigt.
...oh oh, die ,,Such-Funktion" hier im Forum bringt mich noch um den Schlaf.  ???

Hast Du evtl. einen Link oder eine Richtungsangabe, wo ich fündig werden könnte?

Danke
Gregor
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